Samstag, 30. April 2011

Japans Atomberater wirft Regierung Rechtsbruch vor

Japans Atomberater wirft Regierung Rechtsbruch vor

Weinender Atomberater Kosako: "Ich kann das als Wissenschaftler nicht zulassen"



Der Atomberater des japanischen Ministerpräsidenten hat seinen Rücktritt erklärt - weil die Regierung nach seiner Ansicht geltendes Recht bricht. Japans Führung findet ihr Krisenmanagement zwar weiter tadellos, doch viele Menschen sehen das mittlerweile anders.

Tokio - Es war ein Abgang voller Wut und Trauer. Toshiso Kosako, offizieller Atomberater der japanischen Regierung, hat seinen Job hingeschmissen. Die Regierung halte sich nicht an geltende Gesetze, beklagte Kosako unter Tränen bei einer Pressekonferenz. Sein Eindruck sei, dass man sich nur mit Notlösungen und Provisorien über die Zeit rette, anstatt eine wirkliche Lösung für die Atomkrise zu suchen.

Das Kabinett habe seinen Rat zum Umgang mit der Krise von Fukushima ignoriert. Und weil niemand auf ihn höre, habe es "keinen Sinn, dass ich auf meinem Posten bleibe", sagte Kosako. So sei der von der Regierung eingeführte Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr für die Strahlenbelastung von Schülern in der Nähe von Fukushima inakzeptabel. "Ich kann das als Wissenschaftler nicht zulassen", sagte Kosako.



Zum Vergleich: Der Wert entspricht der Höchstdosis für einen deutschen Atomkraftwerksmitarbeiter. Zahlreiche Experten hatten sich bereits kritisch zu diesem Grenzwert für die Schüler geäußert. "Das ist viel zu viel", sagt Shaun Burnie, der als unabhängiger Experte für Greenpeace arbeitet, dem SPIEGEL. "Kinder sind doch viel strahlenempfindlicher als Erwachsene." Edmund Lengfelder vom Otto Hug Strahleninstitut beklagte: "Man nimmt damit ganz bewusst zusätzliche Krebsfälle in Kauf. Durch den Grenzwert ist die Regierung juristisch aus dem Schneider - moralisch aber nicht."

Parlament beschließt Nothaushalt

Bei seinem Rücktritt kritisierte Regierungsberater Kosako nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Kyodo auch mangelnde Transparenz bei der Strahlungsmessung rund um die Meiler von Fukushima und die Anhebung der Grenzwerte für Arbeiter in der Anlage. Der Professor für atomare Strahlung an der Universität Tokio war im März von Ministerpräsident Naoto Kan zum Regierungsberater ernannt worden. Das Amt gilt in Japan als prestigeträchtig. Es kommt äußerst selten vor, dass Wissenschaftler solch einen Posten aus Protest räumen.


Ministerpräsident Kan verteidigte das Krisenmanagement seiner Regierung am Samstag noch einmal. Man stütze sich auf die Empfehlungen eines Expertenkomitees, sagte er im Parlament. Kosako sei aufgrund von Meinungsverschiedenheiten unter Fachkollegen zurückgetreten. "Wir begrüßen unterschiedliche Sichtweisen unter unseren Beratern", so Kan. Das Unterhaus des Parlaments beschloss am Samstag einen Nothaushalt im Umfang von 48 Milliarden Dollar, um die Schäden in den verwüsteten Landesteilen langsam auszubessern. Am Montag muss noch das Oberhaus des Parlaments zustimmen.


In einer Umfrage der Agentur Kyodo erklären 76 Prozent der befragten Japaner, sie seien unzufrieden mit Kans Führung nach Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe. Knapp ein Viertel forderte, der Ministerpräsident solle sofort zurücktreten. Im Yoyogi Park in Tokio trafen sich am Samstag rund 450 Demonstranten, um gegen die Regierung zu protestieren. Sie schlugen Trommeln und skandierten Parolen gegen die Atomkraft. "Elektrizität in Tokio - Opfer in Fukushima" war auf einem Transparent zu lesen. "Ich wusste immer, dass Atomkraft gefährlich ist", sagte eine der Demonstrantinnen, Yoshiko Nakamura. "Das ist eine gute Möglichkeit, meine Ängste zu äußern."

Die deutsche Botschaft in Japan arbeitet seit Freitag wieder vollständig von Tokio aus. Das hat das Auswärtige Amt mitgeteilt. Die Auslagerung nach Osaka sei beendet. Mitte März war der Botschaftsbetrieb von der japanischen Hauptstadt zunächst komplett in die etwa 500 Kilometer entfernte Stadt verlegt worden. Hintergrund waren Bedenken wegen radioaktiver Strahlung aus der Atomanlage in Fukushima. Zuletzt waren Botschaftsmitarbeiter sowohl in Tokio als auch in Osaka tätig.


Mittwoch, 20. April 2011

Ich heirate eine Familie

Ich heirate eine Familie

Sie lebt den Traum vieler junger Frauen: Kate Middleton wird am 29. April Prinz William heiraten. Geboren wurde die Prinzessin in spe am 9. Januar 1982 in Reading.

Wenn Prinz William seine Kate am 29. April zum Traumaltar führt, heiratet er nicht nur seine große Liebe. Obendrauf erhält er eine neue Familie. Doch wer sind eigentlich diese Middletons?

Kein Schritt mehr ohne Paparazzi. Beim Einkaufen. Beim Essen. Bei der Arbeit. Versteckt hinter Hauseingängen, rasend auf Motorrädern. Seit der Verlobung von Kate Middleton mit Prinz William im vergangenen November steht die ganze Familie der Braut im Licht der Öffentlichkeit. Kurz vor Ostern wurde es den Middletons jedoch zu viel: Sie reichten einen Antrag bei der britischen Kommission für Pressebeschwerden ein. „Die Middletons geben ihrer Besorgnis Ausdruck“, versuchte eine Sprecherin des Königshauses den Vorgang herunterzuspielen. Der Sender BBC berichtete jedoch, der Palast plane, hart gegen Fotografen vorzugehen, die insbesondere das Brautpaar verfolgten. Welche Mittel man in dem Fall ergreifen könne, wollte die Sprecherin nicht sagen: „Darüber spekulieren wir nicht.“

Die Verfolgung durch die Paparazzi kommt nicht von ungefähr: Während Kate Middleton seit Jahren im Rampenlicht steht, ist über ihre Familie nur wenig bekannt. Diskretion wird groß geschrieben – bis zur Verlobung hat kein Familienmitglied ein Interview gegeben. Umso stärker ist nun das Verlangen der britischen Öffentlichkeit nach Informationen. Doch auch jetzt, eine Woche vor der Trauung in der Westminster Abbey in London, geben die Middletons nur das Nötigste über sich preis.

Keine armen Leute

Gesichert ist jedoch: So kleinbürgerlich wie gern getan wird, sind die Middletons nicht. Väterlicherseits stammt Kate von der Familie Lupton ab, deren Mitglieder im 18. Jahrhundert wohlhabende Wollhändler waren und zu großem wirtschaftlichen Reichtum kamen. Auch König Edward III. und dessen Frau Philippa von Hennegau gehören zu ihren Vorfahren. Mütterlicherseits stammt Kate von Minenarbeitern aus County Durham ab.

Verschmelzen taten diese zwei unterschiedlichen Familien, als sich Kates Eltern in den 1970er-Jahren während ihrer Arbeit bei der Fluggesellschaft British Airways kennenlernten. Mutter Carole war Stewardess, Vater Michael Pilot. Mitten in der Thatcher-Ära machten sich die zwei selbstständig und gründeten das Versandhaus „Party Pieces“, das sich auf Accessoires für Kindergeburtstage spezialisierte. Wie die Zeitung „Die Welt“ berichtete, erreichte das Betriebsvermögen bald die Millionengrenze.

Die Middletons konnten sich dadurch nicht nur ein stattliches Anwesen in Bucklebury, einem Ort in der Grafschaft Berkshire, leisten. Sondern auch die horrenden Gebühren für die Privatschule Marlborough College: Zwischen 17 500 Euro und 23 600 Euro kostet hier ein Schuljahr. Und das mal drei: Denn nicht nur Kate besuchte die Schule, sondern auch ihre jüngeren Geschwister Philippa, genannt Pippa, und James.

Schwester Pippa auf der Überholspur

Über den Bruder ist wenig bekannt. 1987 geboren, soll er heute als Geschäftsmann arbeiten. Die 27-jährige Pippa gilt dagegen als „Socialite“. Seit 2008 arbeitet sie in London für eine Event-Firma, wurde im selben Jahr vom Magazin „Tatler“ zur begehrenswertesten Single-Frau der britischen Gesellschaft gekürt. Damit verwies sie sogar Prinzessin Eugenie, die Tochter von Prinz Andrew, auf die Plätze. Die Schriftstellerin Plum Sykes sagte über sie: „Pippa ist die Glücklichste von allen. Sie kriegt die richtige Art von Aufmerksamkeit von Männern, Modedesignern und Gastgebern und hat nicht irgendeine Verpflichtung. Sie wurde zu einer Prinzessin ganz ohne Schattenseiten.“

Pippas Popularität scheint sogar noch zu steigen: Laut „Yahoo“ wuchs die Zahl der Suchanfragen um 200 Prozent an. Und da Schwester Kate ab dem 29. April unter der Haube ist, dürfte dies noch lange so bleiben.

Onkel mit Hang zu Joints

Ein „schwarzes Schaf“ darf Familie Middleton natürlich auch nicht fehlen: Diesen Part übernimmt Onkel Gary Goldsmith. Wie die Illustrierte „Bunte“ berichtete, soll der Bruder von Kates Mutter angeblich brasilianische Prostituierte für 700 Euro die Nacht vermitteln. Ob das stimmt, bleibt dahingestellt. Allerdings scheint er ein lockeres Verhältnis zu Drogen haben: Unlängst wurde der 50-Jährige von Reportern der englischen Zeitung „News of the World“ in seiner „Villa De Bang-Bang“ auf Ibiza besucht. Seine erste Frage an die Journalisten: „Möchte jemand einen Joint?“ Zur Hochzeit am 29. April ist er dennoch eingeladen.

Sonntag, 17. April 2011

Wind und Wasser günstiger als Kohle und Atom

Wind und Wasser günstiger als Kohle und Atom

In Umfragen gehen die Bundesbürger immer deutlicher auf Distanz zur Atomkraft


Die Kosten der Energiewende bleiben umstritten: Während der Atomausstieg laut Regierung mehrere Milliarden Euro kostet, hält Greenpeace die Kosten für Strom aus Atomkraft und Kohle für höher als offiziell angegeben.

Nach einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace ist Strom aus Wind- und Wasserkraft schon heute günstiger als Strom aus Kohle und Atom. Würden sämtliche Kosten und milliardenschwere staatliche Förderung für konventionelle Energien berücksichtigt, koste insbesondere Atomstrom in Wirklichkeit fast doppelt so viel wie Wasserkraft und zwei Drittel mehr als Windenergie.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Steinkohle seit 1970 mit 288 Milliarden Euro gefördert wurde, Atomenergie mit 196 Milliarden und Braunkohle mit 67 Milliarden. Erneuerbare Energien werden erst seit 1990 gefördert und kommen deswegen nur auf rund 39 Milliarden Subventionen. Zudem sei die Förderung der erneuerbaren Energien laut Studie transparenter und werde explizit im Strompreis ausgewiesen. Die Förderung von Strom aus Kohle und Atomkraft sei für den Verbraucher hingegen nicht immer sichtbar.

„Die ganze Energiedebatte krankt daran, dass für Atom und Kohle die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten nicht ehrlich beziffert werden“, kritisierte Robert Werner, Vorstand der Energiesparte Greenpeace Energy. Die Deutsche Umwelthilfe warnte in einer Erklärung davor, die „von interessierter Seite forcierte unseriöse Kostendebatte als Handbremse gegen die Umsetzung einer umfassenden Energiewende einzusetzen“.

Subventionen für energieintensive Industrie gefordert
 
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten sich als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Japan darauf verständigt, dass Bundestag und Bundesrat bis Mitte Juni die nötigen Gesetzesänderungen für eine Abkehr von der Atomkraft beschließen sollen.

In ihrem wöchentlichen Video-Podcast sagte Merkel, für die energieintensive Industrie müsse dafür gesorgt werden, dass nicht die Arbeitsplätze dahin abwanderten, „wo man sich nicht so um Klimaschutz kümmert“. Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Michael Fuchs (CDU) forderte in der „Bild am Sonntag“ Subventionen für energieintensive Betriebe.

Warnung vor Panikmache

Laut „Bild“-Zeitung schätzen Experten von Union und FDP die Kosten eines raschen Atom-Ausstiegs auf rund 16 Milliarden Euro bis 2015. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lässt laut „Spiegel“ eine Erhöhung der Kernbrennstoffsteuer für die Konzerne prüfen.

Die Grünen warnten vor Panikmache bei der Strompreis-Entwicklung. Die „hysterische Debatte“ müsse dringend mit konkreten Zahlen versachlicht werden, forderte die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn in der „Rheinpfalz am Sonntag“. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“, nach Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums werde jeder Haushalt nur mit 1,50 Euro pro Monat zusätzlich belastet.

Dienstag, 12. April 2011

Elf neue Mobiltelefone im April

Elf neue Mobiltelefone im April

Motorola Pro

Android-Smartphones der Oberklasse und für Einsteiger sowie die Rückkehr eines alten Bekannten: Elf Mobiltelefone unterschiedlicher Klassen kommen im April auf den Markt.

Googles Betriebssystem Android setzt sich auf immer mehr Mobiltelefonen durch: Jedes dritte Smartphone, das derzeit in den USA verkauft wird, läuft mit Android. Auf Platz zwei und drei liegen nach Angaben des Marktforschungsinstituts Comscore wie gehabt RIM (Blackberry) sowie Apple. Auch in Deutschland holen Android-Handys weiter auf.

So bringen die Hersteller auch im April einige neue Smartphones mit dem Google-Betriebssystem heraus – zum Beispiel HTC, Motorola und Samsung. Highlights sind in diesem Monat die neue Version von HTCs Einsteiger-Smartphone Wildfire sowie Motorolas Business-Freizeit-Kreuzung Pro. Außerdem bringt Sony Ericsson zwei Geräte auf den Markt, die eigentlich schon für März angekündigt waren.

Billig-Android-Smartphones
Eine Besonderheit sind zwei Android-Handys von Simvalley Mobile für Anfänger: Sie kosten nur 100 bzw. 130 Euro – sollen aber mit Abstrichen trotzdem Smartphone-Möglichkeiten bieten.

Doch auch die Einfach-Handys sind noch nicht ausgestorben: Motorola bringt mit dem Gleam ein Klapp-Handy heraus, das optisch stark an das Razr erinnert, eines der bekanntesten Geräte des Herstellers.

Auf den folgenden Seiten stellt FOCUS Online alle Handys vor, die im April auf den Markt kommen sollen.


Emporia A3690: Seniorenhandy mit GPS
Emporia A 3690 Safety

Das Seniorenhandy Safety verfügt wie alle Mobiletelefone von Emporia über eine Notruffunktion: Mit einer Taste auf der Rückseite des Geräts erreicht man diese einfach. Die Besonderheit des weißen Handys ist aber die GPS-Funktion: Sie hilft im Notfall bei der Ortung des Besitzers.

Standort automatisch ermittelt
 
Wird die Notruftaste gedrückt, ermittelt das Handy automatisch den Standort dazu. Bis zu fünf Notrufnummern werden hintereinander angerufen und gleichzeitig eine SMS mit der Adresse versendet.

Das Saftey verfügt darüber hinaus über typische Ausstattungsmerkmale von Seniorenhandys: extragroße Tasten, hörgerätetaugliche Lautsprecher und ein breites Display. Außerdem ist das Handy mit Bluetooth, Taschenlampe und Radio ausgerüstet und wiegt 103 Gramm.


HTC Wildfire S: Android-Einsteiger mit neuem Display

HTC


Mit dem Wildfire S bringt HTC den Nachfolger des erfolgreichen Einsteiger-Smartphones Wildfire. Als echte Neuauflage kann man das Android-Gerät nicht bezeichnen, eher als verbesserte Version. Die Zielgruppe bleibt dieselbe: Das Wildfire ist als Smartphone-Einsteiger gedacht, mit dem man unterwegs ins Internet gehen kann oder Neuigkeiten in sozialen Netzwerken veröffentlicht.

Zunächst hat sich äußerlich etwas getan: Im Vergleich zur ersten Variante ist das Wildfire S kleiner geworden – es misst nur noch 101,3 x 59,4 Millimeter, vorher waren es 106,75 x 60,4 Millimeter. Zugleich ist das Gerät minimal dicker geworden und ist nun 12,4 statt 12,19 Millimeter tief. Das Handy wiegt mit 105 Gramm genau 13 Gramm weniger als der Vorgänger.

Trackball ist verschwunden

Optisch fällt zudem eine weitere Neuerung ins Auge: HTC verzichtet beim Wildfire S auf den Trackball, das Handy wird ausschließlich über den Touchscreen bedient. Dessen Maße habe sich nicht verändert: Der Bildschirm ist 3,2 Zoll groß. Die Auflösung ist allerdings besser und beträgt jetzt 480 x 320 statt vorher 240 x 320 Pixel. Die Kamera bringt wie bisher eine Auflösung von fünf Megapixel mit.

Im Inneren des Wildfire S hat HTC ein paar technische Verbesserungen vorgenommen. Der Prozessor wurde von 528 auf 600 Megahertz aufgerüstet, der Arbeitsspeicher von 384 auf 512 Megabyte. Das Handy läuft mit der aktuellen Android-Varainte 2.3, Gingerbread. Ein weiterer Unterschied zur alten Version ist das neue HTC-Sense-Bedienkonzept. Der Preis ist gleich geblieben: 279 Euro kostet die Neuauflage des Wildfire.

Motorola Gleam: Das Razr-Revival

Motorola Gleam
 Einfachheit und Spaß: Mit diesen beiden Begriffen beschreibt Motorola das Klapp-Handy Gleam. Das Handy ist als Einsteigergerät für alle gedacht, die auf Smartphone-Funktionen verzichten können und mit dem Gerät vor allem telefonieren wollen.

Optisch erinnert das Gleam an einen alten Bekannten: Es sieht mit seinen flachen Tasten und dem Klappmodus dem Motorola-Handy Razr sehr ähnlich.


 Weniger als 100 Euro
Das Mobiltelefon wiegt 105 Gramm und ist 13,9 Millimeter flach. Das TFT-Display misst 2,4 Zoll und bringt eine Auflösung von 240 x 320 Pixel mit. Der Speicher lässt sich per microSD-Karten um bis zu 16 Gigabyte erweitern. Das Gleam bringt einen Multimediaplayer, eine 2-Megapixel-Kamera und ein Radio mit. Zum Surfen im Internet steht eine WAP-2.0-Browser bereit. Das Gleam ist für 99 Euro zu haben.



Motorola Pro: Business-Android-Smartphone


Motorola Pro


Das Business-Smartphone Pro von Motorola sieht auf den ersten Blick eher wie ein BlackBerry aus. Kein Wunder: Das Gerät ist für die geschäftliche Nutzung gemacht, soll aber laut Hersteller ein „Freizeitprofi“ sein.

Das Pro kam in den USA unter dem Namen Droid Pro auf den Markt und bringt eine Volltastatur unterhalb des 3,1 Zoll großen Touchscreens mit.

Das ist ein Manko des Geräts: Das Display mit einer Auflösung von 320 x 480 Pixeln ist nicht besonders groß – HTCs Desire S ist beispielsweise mit einem 3,7-Zoll-Monitor ausgerüstet.

Zur Ausstattung des Pro gehören außerdem ein 1-Gigahertz-Prozessor, GPS sowie zwei Gigabyte interner Speicher. Zudem ist QuickOffice bereits vorinstalliert und das Gerät kann als mobiler UMTS-Hotspot für bis zu fünf weitere Wi-Fi-kompatible Geräte genutzt werden.

Daten aus der Ferne löschen


Als Betriebssystem läuft Android 2.2 (Froyo). Das Smartphone ist 119 x 60 x 11,7 Millimeter groß und wiegt 134 Gramm.


Die Kamera macht Aufnahmen mit einer Auflösung von fünf Megapixel. Speziell für die Business-Nutzer hat Motorola Sicherheitsfunktionen eingebaut: Daten können aus der Ferne gelöscht werden, komplexe Passwörter werden unterstützt und Gerät sowie SD-Karte können verschlüsselt werden. 

Sonntag, 10. April 2011

Amokläufer besaß fünf Waffenscheine

Amokläufer besaß fünf Waffenscheine



Einen Tag nach dem Amoklauf in der niederländischen Stadt Alphen aan den Rijn sind die Motive des Täters weiter unklar. Laut Staatsanwaltschaft war er im Schützenverein und besaß drei Waffen. Fünf Waffenscheine seien ihm ausgestellt worden. Die Mutter des Amokschützen fand einen Abschiedsbrief.

Amsterdam - Zeugen sagen, der 24-Jährige habe bereits auf dem Parkplatz einen Mann erschossen, dann sei er "äußerlich völlig ruhig" in das Einkaufszentrum gegangen und habe blindlings um sich geschossen. Viele Menschen seien in Panik und Todesangst geflohen.

Einen Tag nach dem Amoklauf blicken die Menschen in den Niederlanden fassungslos nach Alphen aan den Rijn rund 40 Kilometer südwestlich von Amsterdam.


Der Täter war Mitglied eines Schützenvereins. Laut Staatsanwaltschaft waren ihm in den vergangenen Jahren insgesamt fünf Waffenscheine ausgestellt worden. Er sei zuletzt im Besitz von drei Waffen gewesen. Er sei allerdings in der Vergangenheit schon wegen illegalen Waffenbesitzes mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Die Anklage sei aber fallengelassen worden.

Der Amokschütze hatte in einem Einkaufszentrum mit einer Maschinenpistole um sich gefeuert, sechs Menschen getötet und mehr als 15 verletzt, ehe er sich mit einem Kopfschuss das Leben nahm.


Polizei durchsuchte Einkaufszentren und Häuser nach Bomben

Die Polizei rätselt weiter über die Motive des Täters. Der 24-Jährige habe bei seiner Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen, darin aber nichts über seine Beweggründe mitgeteilt, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Kitty Nooy.


 Im Auto des Amokschützen sei ein Brief mit Hinweisen zu angeblich in Einkaufszentren deponierten Bomben gefunden worden. Die Polizei ließ drei Einkaufszentren sowie die umliegenden Wohnungen in der rund 40 Kilometer südlich von Amsterdam gelegenen Region evakuieren. Bei Durchsuchungen der Shopping Center wurde jedoch kein Sprengstoff entdeckt. Die Anwohner konnten in der Nacht in ihre Häuser zurückkehren.


Bürgermeister Bass Eenhoorn hatte am Samstag auf einer Pressekonferenz gesagt, dass unter den Opfern auch Kinder seien. "Es wird alles getan, um Familien und Freunde in dieser Zeit so gut wie möglich zu betreuen." Er nannte den Amoklauf eine für Alphen beispiellose Katastrophe. Es sei einer der ersten schönen Tage des Jahres gewesen, und viele Familien mit Kindern seien zum Einkaufen dort gewesen. Es sei einfach unbegreiflich, sagte er.

Königin Beatrix und Ministerpräsident Mark Rutte sprachen den Opfern und ihren Familien ihr Beileid aus.

Warum die Erde nicht zur Ruhe kommt

Warum die Erde nicht zur Ruhe kommt

Ein Monitor zeigt eine Grafik des Epizentrums des juengsten schweren Nachbebens in Japan


Wieder erzitterte der Nordosten Japans. Ein schweres Nachbeben erschütterte östlich der Küstenstadt Sendai die Erde. Und es wird nicht das letzte sein.
Allein 262 Mal erzitterte die Erde in der Woche nach dem 11. März. Die Nachbeben hätten die Stärke 5 oder mehr gehabt, teilte das Meteorologische Institut in Japan mit. Nun ereignete sich am Donnerstag das bisher stärkste Nachbeben mit einer Magnitude von 7,4.

Experten des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) glauben, dass noch über Monate starke Beben auftreten werden. Dabei könnten die Erschütterungen eine Magnitude von 7 oder 8 erreichen, prognostizieren sie. „Man kann von der Faustregel ausgehen, dass die stärksten Nachbeben etwa eine Stufe kleiner sind als das Hauptbeben“, sagt Jochen Zschau vom GFZ. Genaue Vorhersagen über die Stärke sind aber nicht möglich. Bedroht ist die gesamte Region, die vom Hauptbeben im März erschüttert wurde, auch Randgebiete der Krisenregion sind betroffen.

Spannungsverlagerungen auf Nachbarsegmente
Der Grund für die Nachbeben: Durch das Brechen des Gesteins werden ungeheure Kräfte frei, die zu physikalischen Veränderungen entlang der Störungszone führen.

Vor der Küste Japans stoßen die pazifische und die eurasische Platte aufeinander. Die pazifische Platte schiebt sich unter die eurasische. Das Gestein verhakt sich, sodass die eurasische Platte von der pazifischen mit nach unten gezogen wird. Wird die Spannung zu groß, bricht das Gestein, die Oberfläche reißt auf. Das geschah am 11. März 2011. Die eurasische Platte schnellte wieder nach oben. Dadurch wurden riesige Wassermassen nach oben verdrängt – es entstand ein Tsunami.

Nun bilden sich neue Verhakungen im Erdmantel, erklärt Thomas Jahr vom Institut für Geowissenschaftlen der Universität Jena. Das gesamte Spannungsmuster verändert sich. An manchen Stellen kann das Gestein dem Druck der Verhakung nicht standhalten, es entstehen neue Brüche, die als Nachbeben zu spüren sind.

Die Spannung verlagert sich zum Teil auch auf die Nachbarsegmente, die dann ebenfalls brechen können. Nach dem Dezember-Erdbeben vor Sumatra 2004 mit der Magnitude 9,1 zum Beispiel folgte 2005 das Osterbeben auf dem nach Süden angrenzenden Segment, erklärt Birger Lühr vom GFZ. Dieses hatte die Magnitude 8,7. Auch auf das Izmit-Beben in der Türkei 1999 der Magnitude 7,1 folgte auf dem im Osten anschließenden Segment das Düzce Erdbeben vom 12. November mit einer Magnitude von 7,1.

„Noch nach Jahren wird sich die Aktivität in der Region nicht völlig beruhigt haben“, sagt Zschau. Die Gefahr eines großen Nachbebens allerdings „dürfte in etwa einem Jahr vorbei sein“.

Montag, 4. April 2011

Leichen, Triebwerke und Flügelteile

Leichen, Triebwerke und Flügelteile

Bei der Bergung des abgestürzten Airbusses haben Unterwasserroboter jetzt auch große Wrackteile und Leichen fotografieren können.



Mehr als 1000 Kilometer vor der Küste Brasiliens haben Tauchroboter auf dem Grund des Atlantiks die Absturzstelle des Todesflugs AF 447 entdeckt. Aus 4000 Metern Tiefe gibt es gestochen scharfe Bilder: vom Wrack und von Leichen.

Fast zwei Jahre nach dem Absturz eines Air-France-Flugzeugs über dem Atlantik mit 228 Toten nähren neue Funde die Hoffnung auf Aufklärung. Das Schiff „Alucia“ mit seinen Tauchrobotern habe sie in einem neuen Suchgebiet geortet, erklärte die französische Unfallermittlungsbehörde BEA. Der Air-France-Flug AF 447 hatte am 1. Juni 2009 in einer Katastrophe geendet.

Hoffnung auf Aufklärung
 
Frankreichs Verkehrsministerin Nathalie Kosciusko-Morizet sagte, auf dem Meeresgrund seien Leichen geortet worden und ein großer zusammenhängender Teil des Flugzeugs. „Identifizierungen sind möglich“, erklärte sie dem TV-Sender France-Info und dem Radiosender France-Inter.

Es gebe gute Hoffnung, die Datenrekorder zu finden, die Messwerte und Cockpitgespräche aufzeichnen, betonte ein Sprecher des Flugzeugherstellers Airbus. „Nur mit der Bergung und dem Auslesen der Flugdatenschreiber wird sich letztendlich die Unglücksursache bestimmen lassen.“ Entdeckt wurde das Wrack am vergangenen Sonntag, nachdem die bereits vierte Suchaktion nach dem Airbus endlich erfolgreich war.

Wrackteile sind gut erhalten
 
Die von den Tauchrobotern in 3000 bis 4000 Metern Tiefe fotografierten Wrackteile – Triebwerke und Flügeltrümmer – sind nach ersten Erkenntnissen gut erhalten. Sie liegen in einem Trümmerfeld dicht beieinander.

Eine Theorie zur Ursache des Absturzes führte die Katastrophe damals auf defekte Pitot-Sonden zur Geschwindigkeitsmessung zurück. Nach Ansicht der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde BEA hätte deren Versagen allein jedoch kaum einen Absturz zur Folge haben können. Jetzt hofft Frankreich auf eine baldige Aufklärung der Flugzeug-Katastrophe.

Die erst vor wenigen Tagen begonnene vierte Suchaktion wird von Air France und Airbus mit insgesamt rund 9,2 Millionen Euro finanziert. Der zweistrahlige Airbus A330 war auf dem Weg von Rio nach Paris in einer Unwetterfront abgestürzt, nachdem die Geschwindigkeitsmesser und mehrere Geräte ausgefallen waren. 28 der 228 Opfer waren Deutsche.

Freitag, 1. April 2011

Tradition und Moderne. Die Katastrophe in Japan

Tradition und Moderne


Die Katastrophe in Japan



Schlange vor einem Supermarkt in Sendai

High Tech und Zen, Tempel und Mangas: Für Deutsche steckt Japan voller Widersprüche. Was bewegt Japaner – und macht sie auch in Krisen gelassen?

Der 11. März hat die Welt verändert – und zwar ganz real: Als um 14.46 Uhr Ortszeit in Japan die Erde zu beben begann, wurde die 230 500 Quadratkilometer große Hauptinsel Honshu durch die Gewalt der Stöße um 2,4 Meter verschoben. Die Erschütterungen waren sogar in einer seismografischen Messstation auf der Zugspitze noch deutlich zu registrieren, Geologen rechnen das Erdbeben zu den „fünf größten Ereignissen seit Menschengedenken“.

Dann kam der Tsunami. Eine Flutwelle von mehr als 20 Meter Höhe überschwemmte die Küsten, zerstörte alles, was sich ihrer Wucht in den Weg stellte, und riss Tausende von Menschen in den Tod. Die offizielle Statistik gibt das Leid nur oberflächlich wieder. Sie zählt rund 10 000 Todesopfer, von den 15 000 Vermissten dürfte kaum jemand je gefunden werden. Mehr als 23 000 Gebäude wurden zerstört, fast 2000 Straßen und 53 Brücken sind beschädigt, und eine Viertelmillion Menschen musste Zuflucht in Notunterkünften suchen.

Am folgenreichsten waren die Schäden am Kernkraftwerk Fukushima im Norden Japans. Die Kühlsysteme der Reaktoren fielen aus, radioaktive Strahlung wurde freigesetzt, es drohten Kernschmelze und Super-GAU. Ein Gebiet im Umkreis von 20 Kilometern rund um die Meiler musste evakuiert werden und bleibt auf absehbare Zeit unbewohnbar, Hunderttausende verloren Heimat und Habe. Der 200 Kilometer südlich von Fukushima gelegenen Hauptstadt Tokio – einer Region mit rund 35 Millionen Einwohnern – droht die radioaktive Verseuchung.

Und die Bevölkerung? Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe reagiert sie mit für europäische Begriffe außergewöhnlicher Disziplin. Im 10 000 Kilometer entfernten Deutschland kommt es zu Menschenketten und Demonstrationen, doch noch nicht einmal vor der Firmenzentrale vonTepco

dem Betreiber des Unglücksreaktors, formiert sich Protest. Während sich hierzulande Bürger ohne reale Bedrohung sorgen, ob sie noch Sushi essen können, und Jodtabletten bunkern, ist vor Ort von Hysterie und Panik nichts zu spüren. In Supermärkten und an Tankstellen kommt es zu Hamsterkäufen, aber Plünderungen oder Übergriffe? Fehlanzeige.

Woher diese Ruhe? Warum beispielsweise kein Massenexodus, trotz der bisher rund 260 Nachbeben der Stärke sechs und mehr? Zunächst aus ganz praktischen Gründen: „Wohin sollten die Menschen denn gehen?“, fragt Helmut Becker, der seit Langem als Professor für Wirtschaftspolitik an der renommierten Sofia-Universität in Tokio lehrt. „In einem Radius von 80 Kilometern um Fukushima leben zwei Millionen Menschen, nimmt man die Region um Tokio hinzu, sogar 40 Millionen. Für die gäbe es gar kein Fluchtziel.“ Daher handele die Regierung – auch unter Mithilfe der Medien – nach der Devise „so weit wie möglich abwiegeln“. Und für viele kommt eine Flucht schon aus finanziellen Erwägungen nicht in Frage.


Reisbauern-Gesellschaft


So gelangt radioaktive Strahlung in den Körper


Schuld und Scham


Gleichwohl sehen Japan-Kenner wie Becker auch tiefere Gründe für die japanische Gelassenheit, die in der Mentalität und Tradition wurzeln. Mehr als alles andere bestimmt das Leben in der Gemeinschaft Verhalten und Normen des Landes – und das seit vielen Jahrhunderten. Nicht zuletzt die lange Erfahrung mit Naturkatastrophen lehrte die Bevölkerung vor allem eines: Nur mit einer gemeinschaftlichen Anstrengung sind die Folgen zu bewältigen. Prägend war darüber hinaus auch das Leben in einer Agrargesellschaft, in der das Grundnahrungsmittel Reis nur von der Gruppe angebaut werden konnte. In einem solchen System wird enge Zusammenarbeit zur Überlebensfrage. Helmut Becker spricht denn auch von einer „Reisbauern-Gesellschaft“, deren Mentalität bis heute fortwirkt.


Mit weit reichenden Auswirkungen auf die sozialen Mechanismen. Wer sich nicht den Regeln der Gemeinschaft unterordnete, musste im Japan des Mittelalters mit „Mura hashibu“, dem Ausschluss aus dem Dorf, rechnen. Vor diesem Hintergrund kennen Japaner die Scham, wo Europäer von Schuld sprechen. „Schuld ist etwas Individuelles, Scham hat mit der Gruppe zu tun“, erläutert Becker. „Wenn sich einer ein Fehlverhalten leistet, leiden sofort andere darunter.“ Konsequenz: „In Japan gibt es nichts Schlimmeres als die Schande.“ Die ist gleichbedeutend mit dem gefürchteten Gesichtsverlust, der unbedingt zu vermeiden ist. Das lernen Japaner schon im Kindesalter. Wo europäische Eltern ihrem Nachwuchs bei Fehlern mit Strafen drohen, genügt japanischen Vätern und Müttern der Hinweis: Man wird über dich lachen.

Mentalität und Masse

Das Inselreich ist eine Massengesellschaft, die ohne Einordnung nicht funktionieren kann. Heute leben dort rund 127 Millionen Menschen, die meisten in riesigen Ballungszentren – und die müssen miteinander auskommen, ob sie wollen oder nicht. Ohne Disziplin, Rücksichtnahme und Respekt? Undenkbar. Das prägt das Leben bis in den Alltag hinein. Stets gilt es, die Form zu wahren und Gefühle in der Öffentlichkeit nicht zu zeigen. Ein Kuss auf offener Straße wäre eine Zumutung für andere, allenfalls ganz junge Paare spazieren händchenhaltend durch die Städte. Auch wütendes Schimpfen käme einem Japaner kaum in den Sinn. Während Europäer mit wildem Gestikulieren und Kraftausdrücken auf einen knapp verpassten Zug reagieren, bleiben Japaner gelassen – und lächeln. Mit Emotionslosigkeit sei das nicht zu verwechseln, erklärt Franziska Ehmcke, Japanologie-Professorin an der Uni Köln. In solchen Situationen sei Lächeln zwar nur eine Grimasse, hinter der Japaner sehr wohl Ärger erkennen. Der werde aber nicht offen gezeigt, „weil man der Meinung ist, dass ein lächelndes Gesicht für das Gegenüber noch am besten zu ertragen ist“.

Schweigen statt reden

Die Maske ist allgegenwärtig – und doch nicht immer Ausdruck von echter Freundlichkeit. Ebenso gut kann das Lächeln Verlegenheit überspielen oder die Scham über eigene Unkenntnis. Es ist Bestandteil einer nonverbalen Kommunikation, die in Japan mindestens ebenso wichtig ist wie Worte. Schon die Verbeugung oder das Überreichen der Visitenkarte sind keine bloßen Usancen, sondern unverzichtbarer Bestandteil der Verständigung. Für westliche Ohren mag es paradox klingen, aber auch Schweigen gehört zum Gespräch. Selbst in Verhandlungen über Millionendeals kann es vorkommen, dass das japanische Gegenüber die Augen schließt – und lange Zeit nichts sagt. Daraus auf Desinteresse oder Ablehnung zu schließen, wäre ein grober Fehler, denn hinter der scheinbaren Abwesenheit verbirgt sich oft konzentrierte Aufmerksamkeit.

Im Geschäftsleben kommt es häufig schon deshalb zu Missverständnissen, weil Europäer zu wenig Zeit mitbringen. Wo Deutsche oder Amerikaner ohne Umwege aufs Ziel zusteuern und möglichst schnell eine Entscheidung erzielen wollen, umschreiben ihre Gesprächspartner oder formulieren mehrdeutig, Absichten direkt zu äußern ist als unelegant verpönt. Die unverblümte Art der Europäer ist Japanern fremd, sie deuten lieber an, tasten sich vor, und was wirklich gemeint ist, kann stark vom Gesagten abweichen. Und immer gilt: Wer laut wird, hat verloren.

Überdies ist die Sprache weitaus subtiler und komplexer als die westlicher Gesellschaften. Es kommt darauf an, zwischen den Zeilen zu lesen, auf Andeutungen, Zwischentöne und den Kontext zu achten. Allein für den Begriff „ich“ kennt das Japanische mehr als 20 Ausdrücke, die je nach konkreter Situation benutzt werden. Zwar gibt es das Wort „nein“, in der Praxis wird es freilich so gut wie nie benutzt. Um so häufiger hört der Gesprächspartner ein „Hai“, also ein „Ja“ – gemeint ist damit aber oft nur „Ich habe Ihnen zugehört“. Wie etwas gesagt wird, hängt stark von der sozialen Stellung ab. Ist der Gesprächspartner ein Mann oder eine Frau? Ein Vorgesetzter oder ein Untergebener? Ist er älter oder jünger?


„Mach uns Ehre“


Eine Frau steht in einer überfluteten Straße neben ihrem Haus

Respekt

So spiegelt die Sprache auch die große Bedeutung von Hierarchien, die sich in der jahrhundertelangen Isolation Japans verfestigt hatten. Eine ständische Gesellschaft mit mächtigen Fürsten und Landesherren und dem Schwertadel der Samurai hatte sich etabliert, Bauern rangierten vor Handwerkern, Kaufleute waren zwar wohlhabend, aber nicht geachtet. Über allem stand der Kaiser, der Tenno. Er übte nicht immer die politische Macht aus, galt aber im Shintoismus lange als oberster Priester mit Gottstatus.

Mit der Öffnung des Landes, die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, löste sich die starre Ordnung auf – geblieben ist der Respekt. In der Familie nennen Kinder ihre Eltern immer noch „geehrte Mutter“ und „geehrter Vater“, Schüler treten morgens vor der Fahne an oder grüßen den Lehrer mit „Meister“. „Mach uns Ehre“ lautet eine gängige Forderung der Eltern an ihre Kinder, und die akzeptieren diesen Anspruch. Im Unternehmen blicken junge Mitarbeiter zu älteren auf, eine abweichende Meinung wird nicht geäußert – jedenfalls nicht offen. Vorgesetzte behandeln Berufsanfänger noch heute oft nach dem Prinzip von „Kohai“ und „Sensai“: Der Lehrer nimmt den Schüler unter seine Fittiche, gibt wohlwollend-streng Hilfe und begleitet seinen Weg.

Götter und Glaube

Und wie halten es Japaner mit der Religion? Sind die traditionellen Glaubensrichtungen Buddhismus und Shintoismus noch prägende Kräfte? Laut offizieller Statistik gehören rund 80 Prozent der Menschen beiden Konfessionen an – und bedienen sich auch ganz unbefangen bei beiden. Es ist kein Widerspruch, eine Hochzeit nach Shinto-Ritus auszurichten und ein Begräbnis nach buddhistischem Ritual. Ob Urlauber auf der Reise in einem Schrein ein Opfer darbringen oder Bauern um eine gute Ernte bitten: Im Vordergrund steht, sich mit den Göttern gut zu stellen. „Es geht nicht um tiefe Religiosität, sondern um Bewältigung des Diesseits“, meint Helmut Becker.

Dennoch ist der Einfluss von Religion auf das Verhalten in Naturkatastrophen nicht zu unterschätzen. Gerade der Shintoismus kennt zahlreiche Naturgottheiten, und die sind nie nur gut oder nur böse. So bringt der Gott des Windes einerseits zerstörerische Taifune, andererseits den wichtigen Regen. Auch der Buddhismus lehrt, im Angesicht von Not und Leid die Haltung zu bewahren, und führt zu Demut gegenüber der Natur und ihren Ereignissen. Und so stellt sich auch niemand die Frage, ob Beben oder Überschwemmung eine Strafe der Götter seien.

Wichtiger als Philosophien, Zen und Weltentrückung bleibt für die Mehrzahl der Japaner stets pragmatisches Verhalten. „Shou ga nai“ – du kannst es nicht ändern, also mach das Beste draus – ist fast schon ein Leitspruch für die Bewältigung des täglichen Lebens. An die Stelle von Prinzipien, auf denen in westlichen Gesellschaften gern herumgeritten wird, tritt Pragmatismus – „dem sogar die Moral untergeordnet wird, wenn es denn nötig ist“, erklärt Helmut Becker.

Aufstieg zur Spitze

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für Japan eine tief greifende Zäsur. Als die Katastrophe von Hiroshima und Nagasaki – in einer gewaltigen Anstrengung der Gemeinschaft – bewältigt war, begann ein Aufstieg zur wirtschaftlichen Großmacht. Heute ist das Land eine der führenden Industrienationen der Erde, seine Produktionsmethoden wurden Vorbild sogar in den USA oder in Deutschland, Autos, Computer oder Elektronik made in Japan dominieren die Märkte.

Welt im Wandel

Der Wandel machte vor altehrwürdigen Institutionen nicht halt. Kaiser Hirohito verzichtete auf seinen Status als Gott, die Tradition der Samurai – sofern sie in der jüngeren Vergangenheit überhaupt noch lebte – hat sich verflüchtigt und spielt allenfalls noch in westlichen Vorstellungen eine Rolle. So sind auch die „Helden von Fukushima“, die sich angeblich freiwillig für die Gemeinschaft opfern, eher ein Propagandaklischee als Realität.

Freilich gingen auch die Krisen der Weltwirtschaft an Japan nicht spurlos vorüber. Selbst Großkonzerne, die ihren Mitarbeitern eine Vollversorgung von der Wiege bis zur Bahre garantierten, können solche Leistungen immer seltener erbringen. Längst nicht alle Arbeitnehmer fühlen sich noch lebenslang an ihr Unternehmen gebunden. Die Überalterung der Gesellschaft fordert ihren Tribut, eine Gesellschaft, in der Vater und Mutter in hohem Ansehen stehen, muss sich plötzlich mit Altersarmut auseinandersetzen. Auch die Alltagskultur verändert sich: Westliche Musik und Mode halten Einzug, Sitten lockern sich. Umgekehrt werden Manga und Karaoke zum Exportschlager in Europa und Amerika.






Doch trotz aller Vermischung zwischen West und Ost bestimmen nach wie vor Disziplin und pragmatische Pflichterfüllung den Alltag, immer noch fehlt – so Helmut Becker – jeder Sinn für Larmoyanz. Und das lässt die Japaner wohl gerade in Krisenzeiten noch enger zusammenrücken.