Montag, 26. Dezember 2011

Anonymous hackt Website von US-Sicherheitsfirma

Anonymous hackt Website von US-Sicherheitsfirma


Die Online-Guerilla Anonymous hat offenbar Tausende Kreditkartendaten von Kunden der US-Sicherheitsberatungsfirma Stratfor gestohlen. Sie will eine Million Dollar als Weihnachtsspenden umverteilen. Außerdem soll der mutmaßliche WikiLeaks-Informant Manning in einem schicken Restaurant essen dürfen.


London - "MERRY LULZXMAS!! h0h0h0h0h0", "Wie gefällt euch Lulzxmas bislang?", "Freut ihr euch über die epische Verunstaltung und Zerstörung der Stratfor-Website?", so beginnt das jüngste Bekennerschreiben der Online-Aktivisten Anonymous. Die Gruppe hat am Sonntag offenbar den Server des in den USA ansässigen Sicherheitsberatungsinstituts Stratfor gehackt und eine große Zahl an E-Mail- und Kreditkartendaten gestohlen. "Lulz" kommt von der Abkürzung "lol" (laughing out loud - laut lachen) und steht für die anarchische Grundmotivation von Anonymous.


Einer der Anonymous-Hacker vermeldete über den Kurznachrichtendienst Twitter, die Zugangsdaten für 90.000 Kreditkarten seien geknackt worden. So sei es möglich gewesen, von diesen Karten unfreiwillige Überweisungen im Gesamtumfang von mehr als einer Million Dollar zu tätigen - das Geld sei in Form von Weihnachtsspenden verschenkt worden, teilten die Hacker mit.


Zum Beweis veröffentlichten sie mutmaßliche Online-Überweisungen - so wurden offenbar von dem Konto eines Regierungsmitarbeiters, der für das Homeland Security Department arbeitet, 180 Dollar an das Rote Kreuz überwiesen. Aufgelistet sind der volle Name, Privat- und E-Mail-Adresse sowie die Steuernummer. Auf einem anderen Beleg steht der Name eines langjährigen Mitarbeiters einer texanischen Bankabteilung, der kürzlich in Rente gegangen ist. Der Mann bestätigte laut Nachrichtenagentur AP, er habe am Freitag gemerkt, dass 700 Dollar von seinem Konto abgebucht worden sind - insgesamt seien fünf Überweisungen an Nichtregierungs- und Charity-Organisationen wie Care und Save the Children getätigt worden.

Laut Bekennerschreiben hat die Gruppe Tausende Kreditkartendaten, Passwörter und Privatadressen gestohlen - viele weitere Überweisungen sollen in den nächsten Tagen folgen. Das Pikante: Die Kundenliste von Stratfor ist streng geheim. Per Twitter veröffentlichte Anonymous einen Link, der nach ihrer Darstellung die Kundenliste anzeigt - dazu zählen laut AP das US-Militär, das Polizeidezernat in Miami, Banken, Medienunternehmen wie MSNBC sowie Internetfirmen wie Apple und Microsoft. Die Firmen wollten sich bislang nicht zu dem mutmaßlichen Angriff äußern.



Die Daten waren laut Anonymous nicht verschlüsselt

Für Stratfor könnte die Aktion ein unangenehmes Nachspiel haben, bietet die Firma mit Hauptsitz in Texas laut eigener Aussage ihren Kunden doch politische, ökonomische und militärische Beratung und Analysen an - mit dem Ziel, deren Risiko zu reduzieren. Doch die Stratfor-Daten waren laut Anonymous leicht zugänglich, weil sie nicht verschlüsselt waren. "Nicht mehr so geheim und privat?", verspottet Anonymous die Sicherheitsagentur in ihrem Schreiben.

Die Stratfor-Website wurde zunächst gesperrt. Nachdem sie am frühen Sonntagabend gar nicht aufzurufen war, ist dort später am Abend zu lesen: "Die Seite wird derzeit gewartet. Bitte versuchen Sie es bald noch einmal." Das Unternehmen teilte in einer E-Mail mit, der Server sei abgeschaltet worden, nachdem die Firma erfahren habe, dass die Webseite gehackt worden sei. "Wir haben Gründe anzunehmen, dass Namen unserer Kunden auf anderen Web-Seiten auftauchen", heißt es in der E-Mail, die laut AP von Firmenchef George Friedman unterschrieben wurde.


Die Web-Guerilla, die in der Vergangenheit bereits Firmen wie MasterCard, Visa sowie die Sekte Scientology angegriffen hat, hatte kürzlich bereits mit Stratfor zu tun: Die Sicherheitsberatungsfirma hatte Anfang Oktober ein Video veröffentlicht - darin: Ein maskiertes mutmaßliches Anonymous-Mitglied, das mit der Veröffentlichung der Machenschaften eines der mächtigsten und brutalsten Drogenkartelle Mexikos, Los Zetas, droht, wenn einer seiner Kollege nicht freigelassen werde. Stratfor warnte daraufhin, die Zetas könnten als nächstes zum Gegenschlag gegen Anonymous ausholen.


Bradley Manning soll in den nächsten Stunden ein gutes Essen bekommen

Als Grund für ihre Weihnachtsaktion nennen die Hacker auch die Haft der mutmaßlichen WikiLeaks-Quelle Bradley Manning: "Während die Reichen und Mächtigen sich an ihren gutbürgerlichen Geschenken und verschwenderischen Mahlzeiten erfreuen, hat unser Kamerad Bradley Manning in der Haft keine so gute Zeit", so die Internetaktivisten in ihrem Bekennerschreiben.

Derzeit wird im Rahmen eines Prozesses entschieden, ob der US-Soldat Manning vor ein Kriegsgericht kommt. Er soll geheimes Videomaterial und interne Berichte von US-Botschaften an die Web-Plattform WikiLeaks weitergegeben haben. Anonymous fordert nun: "Wir wollen, dass Bradley Manning an diesem Lulzxmas ein köstliches Essen bekommt. Wir wollen, dass er draußen in einem schicken Restaurant seiner Wahl essen kann, und wir wollen, dass dieses in weniger als fünf Stunden passiert."

Gabriel gegen Rücktritt von Wulff

Gabriel gegen Rücktritt von Wulff



SPD-Chef Gabriel hat sich dafür ausgesprochen, Bundespräsident Christian Wulff im Amt zu halten. Er befürchtet, dass Deutschland in eine schwere Krise schlittern könnte, wenn schon wieder ein Staatsoberhaupt den Hut nimmt. Gleichzeitig fordert er eine „rückhaltlose Aufklärung“.



Es wäre verheerend und nahe an einer echten Staatskrise, wenn innerhalb von zwei Jahren zum zweiten Mal ein Bundespräsident zurückträte“, sagte Sigmar Gabriel der Zeitung „Die Welt“ vom Dienstag. „Rückhaltlose Aufklärung soll nicht zum Rücktritt, sondern zu einer Rückkehr in eine angemessene und glaubwürdige Amtsführung führen.“

Wulff war in den vergangenen Wochen in Kritik geraten, weil er als niedersächsischer Regierungschef einen Privatkredit von der Frau des befreundeten Unternehmers Egon Geerkens angenommen hatte. Als er von den Grünen im Landtag befragt wurde, ob er mit Geerkens geschäftliche Beziehungen unterhalte, verneinte er. Den Kredit ließ er unerwähnt. Später kam heraus, dass der Unternehmer die Kreditbedingungen ausgehandelt hatte und das Geld von einem gemeinsamen Konto stammt. Wulff beteuert, dass die 500 000 Euro aber von Edith Geerkens stammen. Am vergangenen Donnerstag entschuldigte sich Wulff dafür, nicht sofort über den Kredit informiert zu haben.


Gabriel rügt Wulffs Verhalten

Gabriel sagte, es müsse vor allem im niedersächsischen Landtag geklärt werden, ob Wulff sich als Ministerpräsident an Recht und Gesetz gehalten habe. Außerdem gehe es darum, ob Wulff der Öffentlichkeit die Wahrheit gesagt habe. Würden die offenen Fragen nicht beantwortet, wäre „der Schaden für das Amt des Bundespräsidenten und für das Vertrauen in die Politik enorm“.

Träger öffentlicher Ämter dürften auch Fehler machen, müssten aber „besonders klar, eindeutig und glaubwürdig“ damit umgehen, sagte Gabriel. „Taktisches Verhalten und Bauernopfer wie die Entlassung seines Pressesprechers sind fehl am Platz.“

Der SPD-Chef erinnerte daran, dass Wulff „seinen moralischen Anspruch sehr klar formuliert“ habe. Sein Buch „Besser die Wahrheit“ sei ein schönes Beispiel dafür. „Daran muss er sich jetzt messen lassen“, sagte Gabriel.


Gabriel für Offenlegung der Politikereinkünfte

Weiter regte der Sozialdemokrat neue Anstrengungen an, um das Vertrauen der Bürger in die Politik zu stärken. „Die Affäre Wulff berührt nicht nur die Glaubwürdigkeit des Bundespräsidenten. Sie trägt dazu bei, dass das Grundvertrauen in die Politik weiter abnimmt.“ Um der Politikverdrossenheit zu begegnen, brauche man eine „neue Ehrlichkeit. Wir müssen uns an unsere eigenen Regeln halten. Und manchmal müssen wir uns auch neue Regeln geben.“

Er forderte, sämtliche Einkünfte von Politikern sollten offengelegt werden. Die Bürger hätten ein Recht darauf zu wissen, wer ihre Abgeordneten bezahlt. Die Politik müsse sich auch viel mehr wehren gegen die Einflussnahme von Lobbyisten.


„Neue Instrumente direkter Demokratie“

Außerdem müssten „neue Instrumente direkter Demokratie“ geschaffen werden. Volksabstimmungen über Gesetze oder Gesetzesvorhaben auf Bundesebene hätten „eine heilsame Wirkung“ auf die Politik. Gabriel: „Wenn Politiker wüssten, dass notfalls das Volk noch einmal über ein im Parlament verabschiedetes Gesetz abstimmen kann, würden sie sich viel mehr Mühe bei der Gesetzgebung und bei der öffentlichen Begründung geben.“ Dieses Verfahren würde"mehr Ernsthaftigkeit und Substanz in die Politik bringen.