Montag, 2. Mai 2011

Sony entschuldigt sich für Datenklau

Sony entschuldigt sich für Datenklau

Mit einer tiefen Verbeuung entschuldilgte sich die Sony-Führung
Erstmals hat sich Sony nach Bekanntwerden des Datendiebstahls im Playstation-Netzwerk öffentlich geäußert. Der Konzern gelobte Besserung – und lockt mit einem Gratisangebot.

Der japanische Elektronikkonzern Sony hat sich für Sicherheitslücken in dem Datennetzwerk der Spielekonsole PlayStation entschuldigt und Entschädigungsleistungen angeboten. „Wir entschuldigen uns zutiefst für die großen Sorgen und den Ärger, den wir unseren Kunden bereitet haben“, sagte Sony-Vize Kazuo Hirai am Sonntag auf einer Pressekonferenz, bevor er sich zusammen mit Vorstandskollegen tief und lange verbeugte.

Es war die erste öffentliche Äußerung von Sony nachh Bekanntwerden des beispiellosen Datenklaus von 77 Millionen Nutzern. Die Sicherheitslücke hatte nicht nur PlayStation-Spieler weltweit aufgeschreckt, sondern auch Datenschützer auf den Plan gerufen. Sony erklärte, die Sicherheitsmaßnahmen des Computer-Systems seien verbessert worden. Es seien höhere Standards für den Datenschutz und die Verschlüsselung eingeführt worden. Die US-Ermittlungsbehörde FBI sei um Hilfe gebeten worden.

Einige Dienste gehen wieder online


Um eine Kundenflucht zu Konkurrenzprodukten wie der Wii von Nintendo oder der XBox von Microsoft zu vermeiden, bietet Sony nun Kunden an, einige Dienste kostenlos in Anspruch zu nehmen. Sie können beispielsweise einen Monat die Premium-Angebote ohne zusätzliche Kosten nutzen. Nach dem Datenklau, der zwischen dem 17. und 19. April stattgefunden haben soll und erst kürzlich bekannt wurde, sperrte Sony den Online-Service der Playstation. In der neuen Woche sollen laut Sony einige Dienste wieder aufgenommen werden. Auf der Plattform können Interessenten Spiele im Internet kaufen und auch online gegeneinander antreten.

Sony-Kunden, Datenschützer und Politiker hatten vor allem kritisiert, dass der massive Datenklau erst mit Verzögerung veröffentlicht wurde. „Wir haben die Erklärung so früh wie möglich bekanntgegeben, was sich als Tag nach der Lancierung (des Tablets) herausstellte“, sagte Hirai, der Nachfolger von Sony-Chef Howard Stringer werden soll. Wenige Stunden vor der Veröffentlichung hatte Sony als großer Nachzügler der von Apples iPad dominierten Branche seinen neuen Tablet-Computer vorgestellt

Sony kämpft im Geschäft mit Spielekonsolen um wichtige Marktanteile. Der Datendiebstahl, bei dem persönliche Daten wie Namen, Anschriften, Email-Adressen, Geburtsdaten, User-Namen und Passwörter abgegriffen wurden, könnte die Bilanz des Konzerns belasten, der zudem unter den Folgen des Erdbebens und Tsunamis leidet. Hirai betonte, Sony könne noch nicht einschätzen, wie sich der Hacker-Angriff auswirken werde. Die Playstation-Plattform trägt schätzungsweise 500 Millionen Dollar zu den jährlichen Umsätzen bei. Die Sony-Aktie befand sich in der vergangenen Woche auf Talfahrt. Am Donnerstag – vor dem Feiertag am Freitag – verlor sie in Tokio 4,5 Prozent.

Anonymus will mit Angriff nichts zu tun haben
 
Die Netzaktivisten-Gruppe Anonymous, auf die der Verdacht gefallen war, hinter dem Datenklau zu stecken, meldete sich derweil erneut zu Wort. Anonymus fühle sich als Sündenbock missbraucht, teilten Vertreter der Gruppierung FOCUS per E-Mail mit. Ihre Vereinigung stehe für den Schutz privater Daten und habe keinerlei finanzielle Interessen, schreiben sie.

Anonymous hatte noch bis Anfang April Sony-Server mit so genannten DDoS-Attacken traktiert, weil der Konzern den Playstation-Hacker GeoHot verklagt hatte. „Sony hätte spätestens nach unseren Attacken vor einigen Wochen klar sein müssen, dass ihre Netzwerkstruktur nicht sicher ist“, so die Anonymus-Vertreter zu FOCUS.