Mittwoch, 30. März 2011

Titelgelüste, Puppen und Bedenken

Titelgelüste, Puppen und Bedenken

Bundestrainerin Silvia Neid

Selbstbewusst geht das DFB-Team die Titelverteidigung bei der Heim-WM an. Sportlich gut gerüstet, dämpft nur der übermächtige Schatten des Sommermärchens der Herren die Euphorie.

17. Juli 2011, Commerzbank-Arena: Spielführerin Birgit Prinz reckt unter dem Jubel von knapp 50 000 Fans freudestrahlend die Trophäe der Frauen Fußball WM in den lauwarmen Frankfurter Nachthimmel. DFB-Präsident Theo Zwanziger herzt Bundestrainerin Silvia Neid, bedankt sich für tolle Spiele und feiert mit Torhüterin Nadine Angerer, Kerstin Gareferkes und Co. den dritten schwarz-rot-goldenen WM-Titel in Serie. Der Prosecco fließt in Strömen, jede WM-Amazone wird künftig als Barbie-Puppe vertrieben. Die Massen singen und tanzen auf der Straße. Das Motto „20Elf von seiner schönsten Seite!“ ist soeben Realität geworden.

Soweit der Plan. Der ist zwar ambitioniert, aber keineswegs unrealistisch. Denn alles andere als die Titelverteidigung als Ziel der ersten Heim-WM auszugeben, wäre Understatement. Immerhin schickt die Welttrainerin des Jahres 2010, Silvia Neid, die „Mannschaft des Jahres“ 2010 ins Rennen. „Wir“ sind amtierender Europameister. Der Triumph in Norwegen 2009 war dabei der fünfte EM-Titel in Folge. „Wir“ sind auch amtierender Weltmeister – und zwar durchgehend seit 2003. Vor vier Jahren in China kassierten die deutschen Mädels weder ein Gegentor noch eine Niederlage. Mit Mittelstürmerin Prinz haben wir neben der Brasilianerin Marta die beste Fußballerin auf Erden in den eigenen Reihen. Auf den Punkt brachte es Erfolgstrainerin Neid: „Wir sind der Favorit.“

Frauen sorgen für Titel, Männer für Stimmung

Trotz des höchstmöglichen eigenen Anspruchs möchte Team Deutschland aber ohne besonderen Druck ab 26. Juni ins Turnier gehen und dort „Spaß haben“ (Neid). Apropos Spaß: Großes Vorbild ist da natürlich die Heim-WM der Männer 2006, die als Sommermärchen in die Fußball-Geschichte einging (obwohl sportlich lediglich der dritte Rang heraussprang). Mit Freude im Herzen erinnert man sich hierzulande an diesen genialen Sommer mit ausgelassener Partystimmung beim Public Viewing, deutschen Flaggen, viel Sonne und der Welt zu Gast bei Freunden.

Genau hier tritt ausgerechnet Frauenfußball-Fan Zwanziger auf die Euphorie-Bremse: „Keiner darf am Ende enttäuscht sein, wenn nicht erneut Tausende von Besuchern auf die Public-Viewing-Plätze wie zum Beispiel am Brandenburger Tor strömen“, warnte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Die geringere Anzahl an Teilnehmern und Spielstätten und die vermutlich ausbleibenden Fan-Stimmungskanonen aus England oder den Niederlanden sieht Zwanziger problematisch. Neben dem WM-Titel wünscht sich Zwanziger vor allem volle Stadien und „Respekt und Anerkennung für die Leistungsfähigkeit der Frauen.“ Organisationskomitee-Präsidentin Steffi Jones erhofft sich einen Quantensprung für den Frauenfußball.

Der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), jetzt Verteidigungsminister, gelobte im Vorfeld, dass es von ihm keinerlei Witze mehr über Frauenfußball geben werde. Ein erster Schritt zu einem besseren Image der Sportart ist also schon gemacht. Den konservativen Rest der Fußballszene kann die deutsche Nationalelf vielleicht durch Leistung noch überzeugen. Stark genug sollte der Kader dafür sein.

Legenden und Newcomerinnen

Angeführt von Galionsfigur Prinz, die bereits ihre fünfte WM spielt, den Veteranen Ariane Hingst, Kerstin Garefrekes und Inka Grings hat Bundestrainerin Neid eine schlagkräftige Truppe nominiert, in der vermutlich auch einige Newcomerinnen aus dem U20-Weltmeisterteam ihre Chance erhalten werden.

Bis zum Eröffnungsspiel in Berlin mutet sich die DFB-Auswahl noch ein gut gefülltes Programm zu. Nach sieben mehrtägigen Lehrgängen und vier Testspielen (gegen Nordkorea, Italien, Holland und Norwegen) wird noch einmal ausgesiebt. Neids schwierige Aufgabe: Aus 26 starken Spielerinnen fünf streichen. Am 21. Juni versammeln sich die Weltmeisterinnen dann in der Hauptstadt zur Mission Titelverteidigung. Die Vorrundengegner lauten Kanada, Nigeria und Frankreich. Das Traumfinale wäre Deutschland gegen Brasilien. Der Phantasie sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt.

Gedanklicher Flug in die Zukunft
2015, WM-Finale in Kanada: Spielführerin Dzsenifer Marozsan reckt den Pokal in die lauwarme Nacht. Der Rekordweltmeister von Bundestrainerin Birgit Prinz hat zum vierten Mal in Serie den Titel …

Friedrichs Fehlstart

Friedrichs Fehlstart

CSU-Minister Friedrich: "Mit Unerfahrenheit geglänzt"

Muslimische Teilnehmer sind empört über die neue Linie, die Innenminister Hans-Peter Friedrich der Islamkonferenz verpasst hat, die Opposition ruft zum Boykott auf. Der CSU-Politiker droht zum Gefangenen seines eigenen Kalküls zu werden. 

Berlin - Auf der Agenda von Innenminister Hans-Peter Friedrich stehen Aufgaben wie die innere Sicherheit, die Bekämpfung von Extremismus.

Aber nur wenige Wochen nach seinem Antritt überlagert ein anderes Thema die öffentliche Wahrnehmung des CSU-Politikers. Nach seiner Äußerung, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre,


erntet der neue Minister bereits zum zweiten Mal Empörung. Die Islamkonferenz am Dienstag, die seinen Vorgängern vor allem schöne Bilder bescherte, geriet zum Fehlstart für Friedrichs Amtszeit.Es hagelt Kritik: Er fördere mit seinem Plan nach einer Sicherheitspartnerschaft zwischen Muslimen und Staat "eine sehr bedenkliche Kultur des Denunziantentums unter den Muslimen", wütet die Islamwissenschaftlerin Omerika. Die SPD-Politikerin Aydan Özoguz, deren Partei in der großen Koalition maßgeblich an dem Projekt beteiligt war, fordert die muslimischen Teilnehmer am Mittwoch auf, die Konferenz künftig zu boykottieren. Friedrich sei eine "absolute Fehlbesetzung".

"Es hinterlässt Fragezeichen, wenn die in der Konferenz vertretenen Muslime offener für andere Religionen wirken als der amtierende Innenminister", so Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärte, die Islamkonferenz müsse zur Chefsache werden und im Kanzleramt angesiedelt werden. Friedrich sei dabei, die Islamkonferenz "mit Karacho in den Sand zu setzen", so Grünen-Chef Cem Özdemir.

Aufregung überall - dabei ist Friedrichs neue Linie Parteikalkül. Das Feld Integration und Islam ist für die CSU ein Schlüssel, um weiter konservative Wählerschichten und Stammwähler an sich zu binden. Parteichef Horst Seehofer wettert gegen Zuwanderung aus "anderen Kulturkreisen", Bayerns Sozial- und Integrationsministerin Christine Haderthauer (CSU) fordert mehr Härte gegenüber Migranten. Die CSU schwingt die Sarrazin-Keule.

Der Oberfranke Friedrich gilt in seiner eigenen Partei als Liberaler - aber als Innenminister fühlt er sich der CSU und ihren Wählern verpflichtet. Friedrich setzt auf die Zustimmung der Millionen, weniger auf die von 16 muslimischen Teilnehmern auf der Islamkonferenz.

Aber der CSU-Mann hat offenkundig die Schärfe der Reaktionen unterschätzt. Wenn es bislang auf der Islamkonferenz Streit gab, dann vor allem zwischen den konservativen muslimischen Verbänden und dem Staat. Jetzt haben sich die muslimischen Einzelpersonen beinahe geschlossen in einer Erklärung gegen Friedrich gestellt.

Friedrich reagierte verunsichert. Er ist ist kein Haudrauf-Typ. Die muslimischen Teilnehmer fühlen sich in der deutschen Gesellschaft ohnehin häufig ausgegrenzt und benachteiligt - da erwarten sie vom neuen Innenminister mehr positive Ansprache, weniger unklares Taktieren.

 Was genau wird ihm vorgeworfen? Zum Beispiel habe Friedrich seine Äußerung, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre, auf der Sitzung von sich aus nicht angesprochen - viele Teilnehmer seien deshalb fassungslos gewesen. "Sie starrten ihn ungläubig an", sagt der ägyptisch-stämmige Politologe Hamed Abdel-Samad, selbst Mitglied auf der Islamkonferenz. "Friedrich ging mit weniger Elan und Begeisterung in die Konferenz, als noch sein Vorgänger Thomas de Maizière, so Abdel-Samad zuu SPIEGEL ONLINE. "Friedrich hat mit Unerfahrenheit geglänzt", sagt Kenan Kolat, Chef der Türkischen Gemeinde in Deutschland. Wütend sind viele auch deshalb, weil Friedrich seinen Plan von einer Sicherheitspartnerschaft vorab in der Presse verbreitete - Teilnehmer fühlten sich überrumpelt.


Einen Tag nach dem Eklat aber sind auch versöhnliche Stimmen zu hören - viele fürchten nämlich, dass die Konferenz endgültig scheitert. "Es ist im Interesse der Muslime, dass es dieses Dialogforum gibt", sagt Abdel-Samad: Die Islamkonferenz sei ein einzigartiges Kommunikationsforum in Deutschland. "Wo sonst sitzen liberale und konservative Muslime, Sunniten und Aleviten an einem Tisch? Die Muslime selbst haben es jedenfalls nicht geschafft, so einen Austausch zu organisieren." Die Boykottforderung der SPD sei deshalb fahrlässig.

Es diene nicht der Sache nach jeder heftigen Debatte zum Boykott aufzurufen, sagt Konferenz-Teilnahmer Ali Ertan Toprak von der liberalen Alevitischen Gemeinde der Nachrichtenagentur dapd. Ohnehin könnten die muslimischen Verbände sehr wohl für sich selbst eintreten, sagte er. "Es ärgert mich, dass SPD und Grüne immer meinen, sie müssten in unserem Namen sprechen." Toprak ist selbst Mitglied der Grünen.

Int. Fußball - Eine Leiche schaut Fußball

Int. Fußball - Eine Leiche schaut Fußball


Kolumbianische Fußballfans erfüllten einem ermordeten Kameraden den "letzten Wunsch" und schleppten den Leichnam samt Sarg mit ins Stadion. Unter den entsetzten Blicken der Zuschauer hob die Fangruppe "Barra del Indio" beim Heimspiel ihres Klubs Cúcuta gegen Envigado den braunen Sarg über die Köpfe.

Die Jugendlichen hätten die Leiche bei einem Bestattungsunternehmen gestohlen, berichtete die Zeitung "La Opinión".

Wie es ihnen gelang, den Sarg durch die angeblich strengen Sicherheitskontrollen in das Stadion "General Santander" in der Stadt Cúcuta zu schmuggeln, war zunächst unklar. Der örtliche Polizeichef, Oberst Álvaro Pico, sprach von einem "unglücklichen Vorfall".

Dem Klub des Toten brachte der makabere Stadionbesuch aber offenbar Glück: Kaum war der Sarg aufgetaucht, erzielte Cúcuta den Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand.


Kunstharz soll Strahlung binden

Kunstharz soll Strahlung binden

Fukushima werden immer neue Rekordwerte gemessen


Es ist die schiere Verzweiflung im Kampf gegen die Lecks im AKW Fukushima: Japans Regierung will die verstrahlten Trümmer mit Kunstharz besprühen lassen, um die Radioaktivität einzudämmen.

Dabei soll ein ferngesteuertes Fahrzeug zum Einsatz kommen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Mittwoch meldete. Das Besprühen der Fukushima-Trümmer mit wasserlöslichem Kunstharz soll am Donnerstag beginnen. Die Harzschicht soll verhindern, dass der Küstenwind radioaktiv belasteten Staub fortträgt. Die Idee dahinter sei, die radioaktiven Partikel am Erdboden „festzukleben“. Die Methode soll zunächst in einem Teilbereich getestet werden.

Die Regierung überlegt außerdem, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Auf diese Weise könnten sich Arbeiter möglicherweise länger als bisher im Gefahrenbereich aufhalten. Um welches Gewebe es sich handeln könnte, sagte Regierungssprecher Yukio Edano nicht.

Als dritte Notmaßnahme ist im Gespräch, radioaktiv verseuchtes Wasser aus dem Kraftwerk in ein Tankschiff auf dem Meer zu pumpen. Denn das kontaminierte Wasser in den Kellern von Fukushima konnte wegen fehlender Tanks bisher nur teilweise abgepumpt werden. Es gefährdet die Gesundheit der Techniker und Arbeiter, die die vier am schwersten beschädigten Reaktoren unter Kontrolle bringen sollen. Tepco-Vorstandschef Tsunehisa Katsumata räumte in Tokio ein, dass man noch kein genaues Konzept zur Bewältigung des Atomunfalls habe.

Radioaktivität erreicht neuen Rekordwert

Die Messwerte für radioaktives Jod-131 im Meerwasser vor Fukushima kletterten derweil nach Angaben des Fernsehsenders NHK auf einen Rekordwert. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO riet Japan zur weiteren Evakuierung eines Ortes in der Nähe des zerstörten Atomkraftwerks.

Andere Fachleute sind dagegen uneins, ob die 20-Kilometer-Evakuierungszone vergrößert werden sollte. Die Umweltorganisation Greenpeace forderte nach eigenen Strahlenmessungen eine Ausweitung auf 40 Kilometer. Außerhalb der Sicherheitszone seien die Werte zum Teil höher als innerhalb. So zeigten Messungen in dem 40 Kilometer vom Kraftwerk entfernten 7000-Einwohner-Ort Iitate eine Strahlenbelastung von bis zu zehn Mikrosievert in der Stunde. Im Ort Tsushima seien bis zu 100 Mikrosievert pro Stunde gemessen worden – nach Greenpeace-Angaben wurde dort die maximale Jahresdosis für Menschen in acht Stunden erreicht.

Der Chef des Instituts für Strahlenbiologie am Münchner Helmholtz-Zentrum geht dagegen davon aus, dass die 20-Kilometer-Evakuierungszone ausreicht. „Wenn die Werte nicht deutlich weiter steigen, hat man Zeit“, sagte Michael Atkinson. Doch bei den hoch belasteten Gebieten innerhalb der Evakuierungszone geht Atkinson davon aus, dass die nächsten 100 Jahre zumindest kein Gemüse mehr angebaut werden kann. „Da ist es fraglich, ob es überhaupt Sinn macht, zurückzukehren“, sagte der Wissenschaftler.

Tepco-Präsident im Krankenhaus

Die Arbeiter in Fukushima sind unterdessen zunehmend erschöpft. Auch bei ihnen wächst die Angst vor dauerhaften Gesundheitsschäden. Das sagte ein Manager einer Vertragsfirma des Betreibers Tepco der Zeitung „Asahi Shinbun“. Die Arbeiter seien angesichts der endlosen Schwierigkeiten zunehmend nervöser. Ihnen fehlt es an Essen, Schlafgelegenheiten und Decken. Tepco versprach eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Während die Arbeiter gegen die Kernschmelze kämpfen, ist der seit mehr als zwei Wochen aus der Öffentlichkeit verschwundene Tepco-Präsident Masataka Shimizu nun arbeitsunfähig. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Nach Angaben von Kyodo litt Shimizu an Bluthochdruck und Schwindel. In Japan gab es seit Tagen Gerüchte, dass er sich wegen der Katastrophe das Leben genommen haben könnte oder ins Ausland geflohen sei.

Montag, 28. März 2011

Zukunft der Energie

Zukunft der Energie

Schneller als gedacht soll Deutschland seinen Energiebedarf ohne Atomkraft decken. So ist es politisch gewollt, doch ist es auch technisch möglich?

Die EU importiert etwa die Hälfte der benötigten Energie – Tendenz steigend


Jetzt also soll alles ganz schnell gehen. Kaum waren nach dem Tsunami in Japan über dem Atomkraftwerk Fukushima radioaktive Wolken aufgestiegen, begann in Deutschland die Debatte über die Kernkraft neu, und ruckzuck beschloss die Bundesregierung, die sieben ältesten Atomkraftwerke (AKW) zumindest vorübergehend abzuschalten. Die Reaktoren Biblis A, Neckarwestheim 1 und Isar 1 sollen endgültig vom Netz gehen, möglicherweise auch die norddeutschen Meiler Brunsbüttel und Krümmel. Dazu kommt die Laufzeitverlängerung für die AKW auf den Prüfstand. Sie wurde im Rahmen des neuen Energiekonzepts der Bundesregierung gerade vor einem halben Jahr beschlossen und sah eine Verlängerung der AKW-Betriebszeit von bis zu 14 Jahren vor. Damit würden die letzten Meiler erst 2040 stillgelegt.

Ausstieg jetzt!
Der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle nannte das Energiekonzept eine „epochale Leistung“, und Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, die Atomkraft als Brückentechnologie, die hin zur Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien führen solle, sei „verantwortbar und vertretbar“. Doch seit der Katastrophe in Japan ist es, um im Bild zu bleiben, die wohl kürzeste Brücke der Welt. Das Energiekonzept ist Makulatur, denn nun überbieten sich Politiker und Parteien mit Forderungen nach einem früheren Ende der Atomkraft. Möglicherweise setzen sie die 2001 von der damaligen rot-grünen Bundesregierung mit der Atomwirtschaft getroffene Ausstiegsvereinbarung wieder in Kraft, die das Abschalten des letzten Reaktors für 2021 vorsah. Darüber sollen nun zwei Arbeitskreise befinden, darunter eine unter anderem mit zwei Bischöfen besetzte Ethik-Kommission (warum fällt den Regierenden die Frage nach einer ethischen Vertretbarkeit der Kernkraft eigentlich erst jetzt ein, rund 40 Jahre nach dem Beginn des Atomzeitalters, wenn nicht aus taktischen Gründen? Denn der AKW-Weiterbetrieb ist ein technisches und kein theologisches Problem). Die Grünen gehen noch weiter: Sie streben den Ausstieg bereits für 2017 an – sofern die erneuerbaren Energien bis dahin ausreichend Strom liefern.

Das aber ist die für den Umbau des Energiesystems entscheidende Frage. Das Ziel, bis etwa 2050 vollständig auf erneuerbare Quellen umzusteigen, ist zwar Konsens. Die wie sich der Strommix bis dahin gestaltet, ist heftig umstritten. Im vergangenen Jahr betrug die deutsche Bruttostromerzeugung nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen 621 Terawattstunden (TWh; 1 TWh = 1 Milliarde Kilowattstunden). Die AKW steuerten 140,5 TWh bei, das entspricht einem Anteil von knapp 23 Prozent. Wie lässt sich diese Menge ersetzen, ohne dass die Lichter ausgehen? Schon warnen Strombosse, das Abschalten gerade der süddeutschen Meiler gefährde die Netzstabilität, weil die Kapazitäten im Süden wegfallen, doch Leitungen fehlen, die den im Norden produzierten Windstrom dorthin transportieren.

Der Umbau des Energiesystems

Würden in Deutschland aber nicht ausreichend neue Kohlekraftwerke gebaut, gebe es bald eine Stromlücke, barmte die Deutsche Energie-Agentur Dena bereits 2008. Ab 2015 soll sie etwa 2800 Megawatt betragen, das entspricht drei bis vier Großkraftwerken. Bis 2020 soll sie auf etwa 12 000 Megawatt anwachsen. Andere Experten widersprachen. Die Umweltorganisation Greenpeace etwa erklärte anhand einer eigenen Studie, die von der Dena prognostizierte Stromlücke sei ein Märchen. Schon heute gebe es im deutschen Kraftwerkspark erhebliche Überkapazitäten, zudem habe die Dena nicht die zu erwartenden Effizienzsteigerungen bei der Stromnutzung berücksichtigt.

Die Debatte zeigt, welche Auseinandersetzungen über den Umbau des Energiesystems uns jetzt bevorstehen. Die Hauptrolle werden so oder so aber die erneuerbaren Energien spielen. Heute liefern sie 102,3 TWh, was einem Anteil von 16,5 Prozent an der deutschen Stromerzeugung entspricht. Bis zur Jahrhundertmitte sollen sie aber die Vollversorgung übernehmen. Bis dahin könnte der Strombedarf einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) vom Juli 2010 zufolge durch Einsparmaßnahmen und Effizienzsteigerungen, aber auch, weil die deutsche Bevölkerung bis 2050 voraussichtlich um zehn Millionen Einwohner abnimmt, auf knapp 469 TWh sinken. Das technisch machbare wie ökologisch vertretbare Potenzial aller erneuerbaren Energiequellen – also Solar- und Windkraft, Biomasse sowie Geothermie – beträgt laut UBA aber 705 TWh. Der Bedarf sollte sich folglich leicht decken lassen. „Eine vollständig auf erneuerbaren Energien beruhende Stromerzeugung im Jahr 2050 ist in Deutschland als hoch entwickeltes Industrieland mit heutigem Lebensstil, Konsum und Verhaltensmuster technisch möglich“, versichern die Autoren.

Hoffnung aus der Erdkruste
Neben der UBA-Studie zeigen noch andere Analysen auf, wie eine Vollversorgung aus regenerativen Quellen bis 2050 gelingen könnte. Ein mögliches Szenario entwickelt Greenpeace iEin Energieträger, der in jüngster Zeit in den Vordergrund trat, dürfte die Chancen für eine solche Entwicklung deutlich erhöhen: das so genannte Schiefergas. Global ruhen schätzungsweise 456 Billionen Kubikmeter davon in der Erde, gegenüber 187 Billionen Kubikmeter an konventionellem Erdgas. Diese Zahlen nennt der in London ansässige Weltenergierat. Über 60 Prozent der Lagerstätten liegen in den USA und Russland. Doch rund über fünf Prozent der Weltreserven, was knapp 23 Billionen Kubikmetern entspricht, verfügt Europa. Das unkonventionelle Gas entsteht hauptsächlich in Schiefergestein und lagert in besonders kleinporigen Schichten. Erst seit kurzen gibt es die Techniken, es aus dem Boden zu holen. In Polen, Schweden und Deutschland hat die Exploration bereits begonnen. In den USA wuchs die geförderte Menge innerhalb weniger Jahre so stark, dass das Land vom Erdgasimporteur zum -exporteur wurden. Es dient zunehmend auch als Treibstoff für Autos. Zudem ergänzen sich Wind- und Solarkraftwerke mit Schiefergas-Turbinen bestens, denn diese lassen sich schnell hoch- und herunterfahren und können so die schwankende Stromproduktion aus Wind und Sonne gut kompensieren.
Dies ist aus heutiger Sicht das Hauptproblem der Solar- und Windkraft, die als wichtigste Säulen der künftigen Energieversorgung gelten. Bei Nacht und Flaute gehen ihre Erträge teilweise gegen null. Dann müssen konventionelle Reservekraftwerke zugeschaltet werden. Weht aber an sonnigen Tagen eine kräftige Brise, liefern Solar- und Windparks oft mehr Strom, als aktuell gebraucht wird. An manchen Herbsttagen erzeugen allein die Windgeneratoren mehr Strom als sämtliche AKW. Weil diese aber nicht beliebig herunter- und wieder heraus werden können, regeln die Stromversorger stattdessen die Windräder ab. Auch die Einspeisung aus Solarmodulen übersteigt an langen Sonnentagen häufig den aktuellen Strombedarf im Netz. So lässt sich die künftige Stromversorgung natürlich nicht gestalten.


Drei mögliche Szenarien

Neben Erzeugung von Ökostrom, Entwicklung von modernen Speichertechnologien nebst einer gewaltigen Steigerung der Energieeffizienz muss außerdem die Lenkung des Verbrauchs treten, um die Lastkurven zu glätten und so Spitzen zu vermeiden. Dazu entwickeln Forschungsinstitute und Energieunternehmen das „intelligente Netz“. Es ist ein Internet der Energie, das alle Systemkomponenten vernetzen soll – Erzeuger, Verbraucher, Speicher und das Stromnetz.

Die Technologien, die für eine Vollversorgung aus erneuerbaren Quellen unabdingbar sind, reifen also heran. Die Struktur der künftigen Energieversorgung ist indes noch unklar. In seiner Studie beleuchtet das UBA drei Szenarien, die miteinander im Wettbewerb stehen. Das erste ist das des Regionenverbunds: Alle deutschen Regionen nutzen ihre Potentiale der erneuerbaren Energien weitgehend aus. Strom wird bundesweit ausgetauscht und nur zu einem geringen Anteil aus Nachbarstaaten importiert.

Das zweite Szenario nennt das UBA „International-Großtechnik“: Die Stromversorgung Deutschlands und Europas kommt aus großen, europaweit verteilten Stromerzeugungsanlagen auf Basis der erneuerbaren Energien in einem interkontinentalen Stromverbund. Ein Großteil des deutschen Stroms wird aus Nachbarstaaten importiert. Dazu dient das von der EU verfolgte Konzept eines Verbundes, der neben europäischen Ländern auch Regionen in Nordafrika und Nahost umfasst. Als erste Stufe dieses „Supernetzes“ planen neun Anrainerstaaten – Benelux, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Norwegen – ein Netz aus Hochspannungs-Unterseekabeln in der Nordsee. Es soll Windparks auf hoher See mit Wasserkraftwerken in Norwegen, Gezeitenkraftwerken an der belgischen und dänischen Küste sowie Wind- und Solaranlagen auf dem europäischen Festland verbinden. Später ließe es sich noch um jenen Verbund ergänzen, den die Industrieinitiative „Desertec“ plant. In den Wüsten Nordafrikas sowie in Nahoststaaten sollen solarthermische Kraftwerke und an Küstenstandorten große Windräder entstehen, die bis 2050 rund 15 Prozent des in Europa benötigten Stroms liefern.
Lücke im Süden
Diesen von der Stromwirtschaft wegen ihrer zentralen Strukturen wohl bevorzugten Szenarien steht das dritte Szenario „Lokal-Autark“ gegenüber. Darin werden Klein-Blockheizkraftwerke in den Kellern von Wohnhäusern, Solaranlagen auf den Dächern, lokale und regionale Windgeneratoren sowie kleine, mit Biogas befeuerte Regelkraftwerke zu Netzen verbunden, die einzelne Gemeinden oder Stadtviertel versorgen. Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft jüngst errechnete, kostet der Bau der dafür erforderlichen 380 000 Kilometer zusätzlicher Leitungen in den Verteilnetzen 27 Milliarden Euro. Doch auch für die anderen Szenarien werden viele neue Stromtrassen gebraucht. So kommt die „Netzstudie II“ der Dena zu dem Ergebnis, dass bis 2020 für 9,7 Milliarden Euro 380-Kilovolt-Leitungen von 3600 Kilometer Gesamtlänge neu gebaut werden müssten. Sie sollen insbesondere den Windstrom, der von Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee erzeugt wird, zu den Verbrauchern im Süden bringen.



 Steigende Kosten, sich wandelnde Landschaften


 Für diese letzte Variante stritt insbesondere der unlängst verstorbene SPD-Politiker und Solarvorkämpfer Hermann Scheer. Durch den Übergang vom konventionellen Energiesystems zu den Erneuerbaren sei „ein Konflikt vorprogrammiert, der in der modernen Energieversorgung einmalig ist“. schrieb er in seinem Buch „Der energethische Imperativ“. Wohl wahr. Denn der Umbau wird nicht nur das Energiesystem, sondern auch unser Land in nie dagewesener Weise transformieren. Solarparks werden in steigender Zahl auf Freiflächen glänzen, Dächer und Fassaden sind von Sonnenzellen bedeckt, in Tälern werden Speicherseen angelegt, und Windrotoren drehen sich an allen geeigneten Standorten an Land und auf See.

Teures Bier
Weil auch Biogas ein tragender Bestandteil des Energiemix der Zukunft ist, bedecken riesige Monokulturen von Energiepflanzen die Felder. Ihr Anbau, fürchten Experten, gehe zu Lasten von Nutzpflanzen, deshalb drohen deftige Preiserhöhungen bei Lebensmitteln. Beim Bier ist dies bereits eingetreten. Nach Angaben des Verbands der Privaten Brauereien Bayerns stieg der Preis von aus Gerste hergestelltem Braumalz 2010 um 50 Prozent, weil der subventionierte Anbau von Mais für Biogasanlagen zu Lasten der Gersteflächen den Bauern mehr Geld einbringt. Natur- und Landschaftsschützer laufen schon heute gegen solche Entwicklungen Sturm. Es ist aber der Preis für den schnellen Ausstieg aus der Kernkraft und Kohleverstromung, den wir zahlen und letztendlich auch akzeptieren müssen.

Hübsch, klein, leicht ... Netbook

Hübsch, klein, leicht ... Netbook

Samsung lässt bei Netbooks nicht locker. Das NC210 soll dank geringem Gewicht und großzügiger Akkulaufzeit besonders mobil sein.

Samsung NC210


Der koreanische Hersteller Samsung war bei Netbooks nicht der Vorreiter, hat sich aber mit Modellen wie dem NC10 einen sehr guten Ruf erworben. Die Geräte wiesen stets eine sehr gute Akkulaufzeit auf und konnten mit einem matten Bildschirm punkten – Samsung hat schnell erkannt, dass man Netbooks nicht als Multimedia-Maschine, sondern zum Arbeiten anschafft. Und da stören dauernde Spiegelungen im Display.

An das Erfolgsrezept hält man sich auch beim aktuellen NC210. Das Netbook besitzt einen Sechs-Zellen-Akku, für den Samsung bis zu elf Stunden Laufzeit angibt. In der Realität kommt man bei eingeschaltetem WLAN und kaum gedimmtem Bildschirm dann doch eher auf gute sechs Stunden. Man muss dem NC210 aber zugute halten, dass sein Display von Haus aus schön hell leuchtet, man kann also durchaus auch mal etwas zurückschalten, wenn man nicht gerade im Freien arbeitet.

Pssst, wir arbeiten!
Dafür macht aber das Arbeiten mit dem NC210 durchaus Spaß. Die Tastatur nutzt den Platz optimal aus, die Finger treffen die Tasten gut und der Tastenhub ist bequem. Das Touchpad reagiert präzise, die Maustasten sind sauber getrennt und reagieren leicht, aber nicht zu leicht. Bei alltäglicher Büroarbeit säuselt der Lüfter nur leise – man kann ihn sogar ganz ausschalten, das nennt Samsung „Silent Mode“. In diesem Fall erreicht der Prozessor nur noch zwei Drittel seiner Leistung – was aber für die meisten Zwecke immer noch völlig reicht. Im günstigsten Fall kann man mit dem NC210 Filme in FullHD abspielen – nur ist es dann parallel kaum zu etwas anderem fähig.


Das NC210 ist zwar ein Werkzeug, steckt aber trotzdem in einer hübschen Hülle

In Sachen Hardware bietet das NC210 den derzeit üblichen Standard – „neumodisches Zeug“ wie HDMI oder USB 3.0 fehlt, dafür sind die bewährten Standards USB 2.0 und VGA an Bord. Zugeklappt sieht das NC210 besser aus als offen – das liegt am Aludekor des Deckels. Da es sich hier wirklich nur um Dekor handelt und das Gerät ansonsten aus Plastik besteht, erreicht es auch nur ein vergleichsweise geringes Gewicht.

Samstag, 26. März 2011

ATP Masters Miami - Murray raus, Djokovic überragend

ATP Masters Miami - Murray raus, Djokovic überragend

Die US-Hartplatzsaison läuft für Andy Murray bisher alles andere als gut. Auch in Miami musste sich der Brite früh verabschieden. Gegen den amerikanischen Qualifikanten Alex Bolgomolov verlor der Australian-Open-Finalist in zwei Sätzen mit 1:6 und 5:7. Besser machte es dagegen Novak Djokovic.




Der Serbe fegte Denis Istomin aus Usbekistan in nur 48 Minuten mit 6:0 und 6:1 vom Platz. Schon Djokovics Einlauf in die Arena war spektakulär. Mit schwarzer Sonnenbrille, Helm und einem schwarzen Stahlkoffer betrat die Nummer zwei der Welt in Miami den Platz - das Equipement trug er zuletzt bei einem Spot für einen seiner Ausrüster.

Außerdem war der Australian-Open-Sieger dieses Jahres ebenso wie sein Kontrahent mit einem roten T-Shirt und der japanischen Flagge auf der Brust bekleidet. Alle Damen und Herren traten an diesem Tag mit diesem Outfit auf die Plätze, gingen durch die Ränge auf den Tribünen und sammelten Spenden für die Not leidenden Menschen in Nippon ein.

Auf dem Court kannte Djokovic dann kein Mitleid. Seine Vorstellung war nahezu perfekt. Das erkannte der 23-Jährige, der in dieser Saison weiterhin ungeschlagen ist, auch selbst. "Die meisten meiner Schläge waren Winner, ich habe also nicht viele Fehler gemacht. Ich bin mental voll auf der Höhe und bereit für noch mehr Erfolg. Ich will immer auf diesem Level weiterspielen."

Murray völlig von der Rolle

Von einem besonders hohen Niveau kann Andy Murray derzeit nur träumen. Nach seinem Zweitrunden-Aus in Indian Wells gegen Donald Young, musste er sich in Miami zum selben Zeitpunkt des Turniers verabschieden. Der Schotte hatte gegen Bolgomolov vor allem mit seinem zweiten Service Probleme - er machte damit nur 33 Prozent der Punkte. Doch das war bei weitem nicht der einzige Schwachpunkt seines Spiels.

"Ich konnte in keinen Aspekt meines Spiels Konstanz bringen. Es lief einfach nichts zusammen", erklärte die Nummer fünf der Setzliste und ergänzte enttäuscht: "Wenn es ohnehin nicht so läuft, spielen alle Dinge gegen dich. Es fehlen einfach überall ein paar Zentimeter. Im Training fühle ich mich gut, aber ich kann das derzeit in den Partien nicht zeigen. Mein Spiel war fürchterlich."

Söderling glücklich, Raonic verliert

Besser lief es für Robin Söderling. Der Schwede, zuletzt mit seinen Ergebnissen und Leistungen oft unzufrieden, setzte sich in einem harten Match mit 3:6, 6:2, 6:4 gegen den Kroaten Ivan Dodig durch. Mitte des dritten Satzes sah es für den Favoriten aber überhaupt nicht gut aus. Dodig führte mit 4:2 und schien auf dem besten Weg zu seinem ersten Sieg gegen einen Spieler aus den Top Fünf der Weltrangliste.

Der French-Open-Finalist der vergangenen beiden Jahre fand aber zurück in seinen Rhythmus und gönnte seinem Gegenüber keinen Spielgewinn mehr. "Ich habe sicherlich nicht mein bestes Tennis gespielt, aber mit dem Sieg bin ich sehr glücklich. Ich werde morgen mit einem guten Gefühl aufwachen", erklärte der Sieger nach der Partie.

Einen Rückschlag auf dem Weg in die Weltspitze musste Milos Raonic hinnehmen. Der Kanadier verlor ein enges Match gegen den Inder Somdev Devvarman. Die Partie der beiden Aufsteiger des Jahres wogte mehrmals hin und her, letztlich konnte sich Devvarman, der auch schon in Indian Wells einen guten Eindruck gemacht hatte, aber mit 7:6 und 6:4 durchsetzen.

Euro 2012 Qualifikation - Keine halben Sachen gegen Kasachstan

Euro 2012 Qualifikation - Keine halben Sachen gegen Kasachstan

Dem Maximalstart in der EM-Qualifikation folgt die nächste Pflichtaufgabe. Kasachstan kann sich in Kaiserslautern auf etwas gefasst machen. Mit Spielwitz und Spielfreude will die deutsche Nationalmannschaft an ihre WM-Leistung anknüpfen und das Publikum am Betzenberg in Verzückung versetzen.




Aus Kaiserslautern berichtet Dirk Adam

"Die Frage ist nicht, wie gut Kasachstan ist, sondern wie gut wir sind", stellte Joachim Löw vor dem Spiel klar (ab 20:00 Uhr im Live-Ticker bei eurosport.yahoo.de).

Für den Bundestrainer sind die namenlosen Steppen-Kicker ein klassischer Aufbaugegner. Der nächste Dreier ist fest eingeplant.

"Wir möchten unsere Spielweise wie bei der WM fortsetzen und die Zuschauer mit unserer Spielfreude überzeugen", so Löw, der gegen Kasachstan sein 64. Länderspiel als Bundestrainer bestreitet.

Konstanz und Konzepte

Für den 50-Jährigen besteht kein Zweifel, dass seine Mannschaft das Pflichtprogramm wie im Hinspiel (3:0 in Astana) zu seiner vollen Zufriedenheit erfüllt. Ihm geht es vielmehr darum, das DFB-Team bereits für die EURO in Polen und der Ukraine zu präparieren.

Deutschland will 2012 die 16-jährige Durststrecke ohne Titel beenden und Löw möchte endlich unter Beweis stellen, dass er auch ein Trainer für die ganz großen Erfolge ist. Die Basis ist gelegt, sein Vertrag wurde gerade bis zur WM 2014 verlängert.

Konstanz und Konzepte - diese beiden Schlagworte sollen die Grundlage bilden, sowie die Mischung aus jungen Himmelsstürmern und erfahrenen WM-Helden. "Der Trainer hat mir Verantwortung übertragen, und ich komme dieser gerne nach", erklärte Arne Friedrich.

Feuerwerk gegen Kasachstan

Der mittlerweile 31-jährige Wolfsburger steht nach langer Verletzungspause wieder hoch im Kurs. Der Bundestrainer attestierte ihm in dieser Woche bereits "wieder WM-Form", nachdem er zuletzt schon gegen Italien zurück in den Kader berufen wurde.

Mit dieser Rückendeckung hatte der 79-fache Nationalspieler selbst nicht gerechnet, denn viele hatten ihn nicht mehr auf der Rechnung. "Um so schöner ist es jetzt, Anerkennung zu erfahren", meinte Friedrich, der sich sogar Chancen auf einen Einsatz gegen Kasachstan ausrechnen kann.

Seinen Platz in der Startformation hat Miroslav Klose sicher, der in seiner alten Heimat das 107. Länderspiel absolvieren wird und gegen Kasachstan für ein Feuerwerk sorgen will. Wenn's nach ihm geht, soll der "Betze" vor Begeisterung beben.

Dauerbrenner in Torlaune

In der ewigen Torschützenliste steht Klose mit 59 Treffern bereits knapp hinter "Bomber" Gerd Müller (68), den er noch ohne Probleme überholen kann. Bei Löw ist Klose auf jeden Fall weiter gesetzt, obwohl er beim FC Bayern seit Monaten nur auf der Bank sitzt.

Und mit 107 Länderspielen liegt er nur noch eine Partie hinter Jürgen Klinsmann (108). "Mein Ziel ist es, noch lange zu spielen", äußerte sich Klose, der seine Fußballschuhe nach der EURO 2012 offenbar nicht an den Nagel hängen will.

Beim Hinspiel in Kasachstan sorgte der Dauerbrenner im Oktober für den ersten Treffer, nachdem die deutsche Mannschaft in der ersten Halbzeit reihenweise beste Chancen vergab. Gegen Kasachstan, das noch keinen Punkt in der Gruppe A auf dem Konto hat, sollen nun weitere Tore folgen.

Schürrle herzlich aufgenommen

Und die Chancen stehen gut, denn mit zehn Gegentreffern liegt Kasachstan abgeschlagen am Tabellenende. Gelingt dem "Underdog" aber eine Überraschung, haben die Fußball-Nobodys die Möglichkeit, Deutschland das 1000. Gegentor in der DFB-Geschichte zuzufügen.

Darauf können die Fans im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion gerne verzichten - wie auch Newcomer André Schürrle. Der Mainzer weilt nach seiner DFB-Premiere in Schweden zum ersten Mal für mehrere Tage im Kreis der Nationalmannschaft und ist begeistert.

"Die Jungs haben mich herzlich aufgenommen", erklärte der 20-Jährige, der sich einen Sieg gegen Kasachstan sowie die Fortsetzung der makellosen Bilanz in der EM-Qualifikation erhofft.

Hundertausende fordern sofortiges Atom-Aus

Hundertausende fordern sofortiges Atom-Aus

Hundertausende gehen sind für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie auf die Straße gegangen


Über 200 000 Menschen sind in Deutschland auf die Straße gegangen, um für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie zu protestieren. Bundeskanzlerin Merkel bleibt aber bei ihrer zögerlichen Haltung und verbittet sich jeden Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit.
 
„Ob nun Wahlkampf ist oder ob kein Wahlkampf ist, und ob Japan 9000 Kilometer weg ist oder nicht: Dass ein vernünftiger Mensch in einer solchen Situation einfach mal innehält und sagt, auch ich kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, das ist einfach der gesunde Menschenverstand, den wir da anwenden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Samstag in Trier. Es sei „der Sache angemessen“, sich dafür eine Ruhepause von drei Monaten zu gönnen.

Die Bundesregierung wolle ein zukunftsfähiges Energiekonzept: „Und wenn diese Landtagswahlen rum sind, dann wird sehr erkennbar werden, dass die Bundesregierung genau an diesem Energiekonzept Schritt für Schritt weiterarbeitet.“ Ein sofortiges Abschalten aller Atommeiler sei nicht möglich. Wer gegen Atomkraft demonstriere, müsse auch bereit sein, Stromleitungen für den Transport von Windenergie vom Norden in den Süden zu akzeptieren. „Kopf in den Sand und überall an der Spitze der Demonstranten stehen, das ist nicht zu machen.“

Am Sonntag werden in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg neue Landtage gewählt. Die Union steht wegen ihres vermeintlichen Schwenks in der Atompolitik im Verdacht, vor allem im Hinblick auf die beiden Urnengänge gehandelt zu haben. Die Glaubwürdigkeitskrise wurde durch die so genannte Protokoll-Affäre von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zusätzlich verschärft. Er soll in kleiner Runde vor Wirtschaftslobbyisten zugegeben haben, dass das Atom-Moratorium nur Wahlkampftaktik sei.

Hundertausende für sofortigen Atom-Stopp

In den vier größten Städten Deutschlands gingen am Samstag rund 210 000 Menschen für einen sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie auf die Straße. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz beteiligten sich allein in Berlin rund 90 000 Menschen an der Demonstration. In Hamburg seien rund 50 000 Menschen und in Köln 40 000 Menschen auf die Straße gegangen. Rund 30 000 Teilnehmer zählten die Veranstalter in München. Die Aktionen stehen unter dem Motto „Fukushima mahnt: alle Atomkraftwerke abschalten“.

SPD-Chef Sigmar Gabriel wertete die große Beteiligung an den Protesten als Beleg, dass die Menschen in Deutschland den Atomausstieg wollten. „Sie wollen, dass wir die Energiewende beschleunigen. Und sie haben die Nase voll von den wahltaktischen Spielchen von Union und FDP.“ Es gehe nicht darum, jetzt ein paar Atomkraftwerke kurz vor Landtagswahlen vorübergehend stillzulegen. „Die ältesten Atomkraftwerke müssen sofort und endgültig vom Netz. Alle anderen müssen anhand modernster Sicherheitsanforderungen überprüft und dann nach und nach abgeschaltet werden.“

Töpfer fordert schnelles Handeln
 
Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Woche zur Lösung der Atomfrage unter anderem eine Ethik-Kommission ins Leben gerufen. Deren Vorsitzender, der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), plädiert ebenfalls für einen schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie. Der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Wir sollten aus einer Technik, bei der Ereignisse nicht ausgeschlossen werden können, die nicht beherrschbar sind, so schnell wie möglich rausgehen. Ein anderes Handeln wäre nicht verantwortlich.“

Zwar sei in Deutschland nach menschlichem Ermessen kein Beben der Stärke 9 und kein Tsunami zu erwarten, sagte Töpfer mit Hinweis auf die Ereignisse in Japan. Der CDU-Politiker verwies aber auf mögliche Gefahren wie Angriffe mit Computerviren oder Flugzeugabstürze. Töpfer hält es für richtig, dass die Bundesregierung die sieben ältesten Atomkraftwerke vom Netz genommen hat. Hätte Merkel nichts getan, hätte man ihr Aussitzen vorgeworfen. Mit einer Wiederinbetriebnahme der sieben Meiler rechnet Töpfer nicht. „Ganz persönlich glaube ich, dass es sehr schwer sein dürfte, für ein Wiederanfahren der abgeschalteten Meiler gute Argumente zu finden“, sagte der Ex-Minister.

Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer glaubt nicht, dass die sieben abgeschalteten Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen. „Ich kann mir schwer vorstellen, dass es wirtschaftlich ist, sie noch einmal nachzurüsten“, sagte der CSU-Vorsitzende dem „Spiegel“. Er wünsche sich bis 2020 einen weitgehenden Abschied von der Kernenergie und wolle „energiepolitisch ein grünes Bayern schaffen“.

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) könnte Deutschland bis 2017 alle Kernkraftwerke stilllegen, ohne dass die Stromversorgung oder die Klimaschutzziele gefährdet seien. Im deutschen Kraftwerkspark gibt es laut UBA Überkapazitäten von elf Gigawatt, was es erlaube, die sieben ältesten Meiler plus das AKW Krümmel nicht wieder anzuschalten. Vor allem Erdgas-Wärme-Kraftwerke könnten bis 2017 sukzessive die Stromproduktion der neueren AKW übernehmen.

AKW Fukushima Sorgenfall Reaktor 3

AKW Fukushima Sorgenfall Reaktor 3

AFP/ MINISTRY OF LAND, INFRASTRUCTURE AND TOURISM VIA JIJI PRESS

Im japanischen Unglücks-AKW Fukushima wird immer deutlicher: Reaktor 3 ist das gefährlichste Problem. Möglicherweise ist der Druckbehälter beschädigt - und ausgerechnet in diesem Meiler wird neben Uran auch das hochgiftige Plutonium verwendet.

Reaktordruckbehälter im Block 3 der havarierten Atomanlage Fukushima I ist nach Angaben der Betreiberfirma Tepco möglicherweise beschädigt", meldete die Nachrichtenagentur AFP. Eine Beschädigung sei "möglich", sagte ein Tepco-Sprecher. In Reaktor 3 befinden sich - anders als in den anderen fünf Reaktoren des Kraftwerks Fukushima I - sogenannte Mischoxid-Brennstäbe. Sie enthalten neben Uran auch Plutonium, ein hochradioaktives, extrem giftiges Schwermetall.

Um 9.35 Uhr aber meldete die Agentur Reuters: "Für Block 3 gibt es nach Angaben der Atomsicherheitsbehörde keine Hinweise auf ein Auseinanderbrechen des Reaktors." Später, um 11.06 Uhr, legt Reuters nach: Risse im Container von Reaktor 3 und den Druckbehältern seien unwahrscheinlich.


Zwei Quellen, zwei Aussagen. Ist der Reaktordruckbehälter nun beschädigt oder nicht? Falls ja, wie schwer? Und welche Auswirkungen hat das - für die Arbeiter vor Ort, für die Reparaturen an den anderen Reaktoren, für die gesamte Anlage, für die Umwelt, für die japanische Bevölkerung und möglicherweise den Rest der Welt?

Es gibt immer noch keine Klarheit

Zwei Wochen sind nach dem verheerenden Erdbeben in Japan und dem Beginn des Reaktorunfalls vergangen. Klarheit über den tatsächlichen Zustand der Anlage gibt es bisher nicht. Auf unzähligen Kanälen laufen Informationsschnipsel ein. Sie alle geben einen kurzen und lokal begrenzten Ist-Zustand wieder - manchmal richtig, manchmal falsch. Einen Überblick zu gewinnen oder daraus gar mögliche Folgen abzuleiten, ist äußerst schwierig.

Die Frage, ob das Kernkraftwerk überhaupt noch unter Kontrolle zu bringen ist, bleibt von den meisten Experten unbeantwortet. Die Lage in Fukushima I, so fasst es der japanische Premierminister Naoto Kan zusammen, sei auch zwei Wochen nach dem Beben noch immer "äußerst unvorhersehbar".

Unvorhersehbar ist auch, welche Gesundheitsschäden die Arbeiter vor Ort davontragen. Drei von ihnen bekamen am Freitag beim Kabellegen im Maschinenhaus bei Block 3 Strahlungsdosen von mehr als 170 Millisievert ab. Zwei erlitten sogar eine Kontamination der Haut an den Beinen und dadurch Verbrennungen. Jetzt forderte die Atomaufsichtsbehörde die Betreiberfirma Tepco auf, die Sicherheitsbedingungen für die in der Anlage arbeitenden Techniker zu verbessern. Eine Untersuchung solle klären, warum die drei Mitarbeiter verstrahlt wurden.

Die Lage im Reaktorblock 3 ist auch deshalb besonders beunruhigend, weil dort seit einigen Monaten nicht nur Uran-, sondern auch Mox-Brennelemente eingesetzt werden. Derartige Brennstäbe sind weltweit in vielen Druckwasser- und Siedewasserreaktoren im Einsatz. Auch in Deutschland wurden bis 2008 insgesamt neun AKW teilweise mit Mox-Elementen betrieben. Sie bergen aber ein größeres Risiko, denn sie haben einen höheren Anteil an Plutonium 239.

Die Inhalation von 40 Milliardstelgramm Plutonium 239 genügt, um eine akute Strahlenbelastung von 15 Sievert im Körper zu verursachen. Dann kommt es zu einer schweren Strahlenkrankheit (siehe Kasten links), die innerhalb weniger Tage tödlich endet. Zudem ist Plutonium 239 ein hochgiftiges Schwermetall, das sich in Knochen festsetzen kann, und eines, das erst nach 24.110 Jahren zur Hälfte zerfallen ist.


Eine Beschädigung ist "möglich"

Eine größere Freisetzung von Plutonium in die Umwelt wäre deshalb "äußerst bedenklich", wie Joachim Knebel, Reaktorexperte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), bereits vor einigen Tagen sagte. Ob Plutonium 239 aus Reaktor 3 freigesetzt werden kann oder nicht, ist derzeit nicht klar. Das hängt vor allem davon ab, wie stark der Reaktordruckbehälter sowie der Sicherheitsbehälter in Mitleidenschaft gezogen wurden.


Das heißt, die Strahlung des Plutoniums reicht in der Luft nur einige Zentimeter weit und wird zum Beispiel schon von einem Blatt Papier oder von Stoffhandschuhen vollständig zurückgehalten. Ist es allerdings erst einmal im Körper, kann die Alphastrahlung schwere Schäden an den Organen anrichten.

Unklar ist auch, wie viel Plutonium derzeit noch in den Brennelementen von Reaktor 3 steckt. Neue Mox-Brennstäbe enthalten üblicherweise drei bis sechs Prozent Plutonium. Der Anteil sinkt jedoch mit der Dauer der Benutzung. Je höher der Anteil noch ist, desto höher ist die Gefahr, dass plötzlich wieder eine Kettenreaktion eintritt.


Nach Angaben der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums Informationen zur Lage aller Reaktoren in Fukushima I sammelt und bewertet, wird Reaktor 3 derzeit auf der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) auf Stufe 5 eingeordnet, das heißt, es handelt sich um einen "schweren Unfall". Die höchste Stufe 7 entspricht einem "katastrophalen Unfall", wie es in Tschernobyl der Fall war. Die Atombehörde schloss indes nicht aus, die Schwere der Vorfälle in Fukushima von Stufe 5 auf Stufe 6 heraufzusetzen.

Der GRS zufolge sind Reaktorkern und Brennstäbe von Reaktor 3 beschädigt, eine geringe Kernschmelze könnte möglicherweise schon stattgefunden haben. Zudem liegen die Brennstäbe teilweise oder ganz frei - "weit entfernt" vom Reaktor seien stark erhöhte Konzentrationen radioaktiver Substanzen gemessen worden, sagte ein Sprecher der japanischen Atomsicherheitsbehörde. Der Sicherheitsbehälter des Reaktors könne jedoch nach den vorliegenden Messdaten noch "auf einem gewissen Niveau" funktionieren. Und genau davon hängt es ab, wie es in Reaktor 3 in den kommenden Tagen und Wochen weitergehen wird. 

Donnerstag, 24. März 2011

Französische Luftwaffe zerstört libysches Kampfflugzeug

Französische Luftwaffe zerstört libysches Kampfflugzeug


Die französische Luftwaffe hat ein libysches Kampfflugzeug kurz nach der Landung zerstört. Wie der Generalstab der Armee in Paris mitteilte, feuerte ein Kampfflugzeug des Typs Rafale in der Nähe der Stadt Misrata eine Luft-Boden-Rakete auf eine libysche Maschine, als diese gerade gelandet war. Demnach war das libysche Flugzeug von einem AWACS-Überwachungsflugzeug der internationalen Koalition geortet worden. Einem Zeitungsbericht zufolge war ein Plan der türkischen Regierung für einen friedlichen Machtwechsel in Libyen an den Luftangriffen Frankreichs gescheitert.

Französische Luftwaffe zerstört libysches Kampfflugzeug


Zuvor hatte die internationale Militärallianz nach Angaben von Augenzeugen und libyschem Staatsfernsehen in der Nacht und am Morgen mehrere Angriffe in der Umgebung von Tripolis sowie auf die Gaddafi-Hochburg Sebha geflogen. Die Wüstenstadt rund 750 Kilometer südlich von Tripolis gilt als Hochburg von Machthaber Muammar el Gaddafi, weil sein Stamm von dort kommt und sich außerdem mehrere Militäreinrichtungen der Regierung dort befinden.

Wie das Staatsfernsehen sowie Augenzeugen zudem berichten, wurde auch die Region Tadschura nahe Tripolis erneut angegriffen. Bereits am Mittwochabend hatten sich laut Augenzeugen in der dortigen Militärbasis eine heftige Explosion und ein anschließender Brand ereignet. Über Opfer bei den Angriffen wurde zunächst nichts bekannt.

"Frankreich bombardierte eine Friedenslösung", meldet die Zeitung "Hürriyet" unter Berufung auf nicht näher genannte Gewährsleute. Laut "Hürriyet" hatte die türkische Regierung hinter den Kulissen sowohl mit der Regierung von Machthaber Muammar al Gaddafi als auch mit der libyschen Opposition gesprochen. Die USA seien über den Fortgang dieser Gespräche informiert worden. Der türkische Plan sah demnach einen zeitlich klar begrenzten Übergang zur Demokratie vor; unter anderem schlug die Türkei vor, Gaddafi solle eine eigene Partei gründen, die sich dann an freien Wahlen beteiligen solle. In einer entscheidenden Phase der Konsultationen über den Plan hätten die Bombardements in Libyens begonnen und das Vorhaben scheitern lassen.

Die Türkei hatte mehrmals öffentlich den Rücktritt Gaddafis gefordert, die Luftschläge aber kritisiert. Ankara fordert einen rein humanitären Einsatz unter dem Dach der Vereinten Nationen. Unterdessen gab das türkische Parlament grünes Licht für den Einsatz von Kriegsschiffen zur Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen. An den militärischen Angriffen im Rahmen des von der UNO autorisierten Einsatzes der internationalen Militärallianz wird sich das Land nicht beteiligen.

Politiker der Regierungskoalition in Berlin kritisierten den Einsatz. Der Chef der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung, das Mandat der Vereinten Nationen zu Libyen sei "leider nicht zu Ende gedacht". So sei von Bodentruppen "keine Rede", obwohl sie "wahrscheinlich" gebraucht würden. Auch decke das Mandat eine Vertreibung Gaddafis nicht ab. Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) warf den an dem Einsatz beteiligten Staaten vor, kein politisches Konzept für die Zukunft Libyens zu haben.

Portugals Regierungskrise alarmiert die EU

Portugals Regierungskrise alarmiert die EU

Ende einer Amtszeit: Portugals Premier Sócrates gibt seinen Rücktritt bekannt
Der Rücktritt von Ministerpräsident Sócrates bringt Portugal in eine schwere Regierungskrise. Das Land wird seine finanziellen Probleme kaum noch ohne ausländische Hilfe lösen können. Nun ist die Europäischen Union am Zug, der Brüsseler Gipfel soll Klarheit bringen.

Der Rücktritt von Ministerpräsident Sócrates bringt Portugal in eine schwere Regierungskrise. Das Land wird seine finanziellen Probleme kaum noch ohne ausländische Hilfe lösen können. Nun ist die Europäischen Union am Zug, der Brüsseler Gipfel soll Klarheit bringen.

Hamburg - Am Morgen nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten steht Lissabon still. Die U-Bahnen fahren nicht, die Mitarbeiter streiken. Über das weiße Kopfsteinpflaster hasten die Pendler zu Bussen. Sie nehmen es hin: Ein Streik gegen die Sparpläne der Regierung, das ist nichts Neues. Nur - diese Regierung gibt es jetzt nicht mehr.

Sie ist über das vierte Sparpaket innerhalb von zwölf Monaten gestolpert, alle Oppositionsparteien haben am Mittwochabend gegen das Vorhaben der Minderheitsregierung gestimmt. Ministerpräsident José Sócrates hat daraufhin seinen Rücktritt erklärt und klargestellt: kein neues Sparpaket, das könnte gravierende Folgen haben, für "das Bild, das Prestige und den nationalen Ruf" Portugals. "Heute hat das Land nicht gewonnen, sondern verloren." Die ewige Krise hat einen neuen politischen Höhepunkt erreicht.


Seine Erklärung gibt Sócrates im Palácio de São Bento ab, dem Sitz des portugiesischen Parlaments. Hinter ihm, auf einem Gemälde, schippern Schiffe über einen Fluss, eine Stadt ist in goldenes Licht getaucht. Eine wehmütige Erinnerung an bessere Zeiten, die längst vorbei sind. Die Wirtschaft wächst nicht mehr, viele sprechen von einer verlorenen Dekade - und warnen vor einem weiteren Jahrzehnt der Stagnation. Portugal gehört bereits jetzt zu den ärmsten Ländern der Euro-Zone.

Vor dem romantischen Gemälde muss Sozialist Sócrates seine Niederlage eingestehen, in mehr als 2000 Tagen im Amt hat er dem Land Kürzungen und Streichungen verordnet und dabei viele Sympathien im Volk verloren. Die Löhne sinken, die Steuern steigen.

"Haltet euch fest: Wir werden fallen"

PEC4 nennen die Portugiesen das vierte Sparpaket, ein nüchterner Name für ein gefürchtetes Vorhaben. Die Mindestrenten von rund 200 Euro sollten eingefroren werden; Elendsrenten, sagen einige. Viele ältere Portugiesen leben in bescheidenen Verhältnissen. Und die Jugendlichen sind ebenso wenig optimistisch. 21 Prozent der Unter-25-Jährigen sind arbeitslos. Viele junge Akademiker hangeln sich von einem Wochen- oder Monatsvertrag zum nächsten und erhalten dafür miserable Löhne. Die einen rebellieren mit Streiks und Demonstrationen, die anderen resignieren. Die Jugend verschieben sie auf später.

Nach Sócrates' Rücktritt könnte nun genau das drohen, was er mit seinem Sparkurs verhindern wollte: das Euro-Rettungspaket für Portugal. Schon Anfang März erschien in der Zeitung "Expresso" ein Kommentar mit der Überschrift: "Haltet euch fest: Wir werden fallen". Der Aufprall werde heftig sein.

Finanzminister Fernando Teixeiro dos Santos warnte am Montag, eine politische Krise werde einen "kräftigen Stoß darstellen, der das Land in die Arme der ausländischen Hilfe treiben kann". Hängt Portugal erst mal am Tropf der EU, könnten diese noch härtere Sparmaßnahmen erzwingen, so die Argumentation.

Merkels Hochachtung für Sócrates

Viele Beobachter glauben, dass das Land bis zu möglichen Neuwahlen im Mai oder Juni längst Finanzhilfen benötigt. "Es ist kaum davon auszugehen, dass Portugal bis zu den Neuwahlen ohne fremde Hilfe auskommen wird", meint Commerzbank-Volkswirt Christoph Weil. Portugal leidet nicht nur unter der Schuldenlast, sondern auch unter hohen Zinsen, die das Land für seine Schulden aufwenden muss. Die Zinsen für längerfristige portugiesische Anleihen kletterten am Mittwoch auf die neue Rekordmarke von 8,13 Prozent.

Der Generalsekretär der OECD, Angel Gurria, sagte noch vor dem Rücktritt von Sócrates, dass das Scheitern des Sparpakets "Stress" auf den Finanzmärkten auslösen werde. Am Donnerstag verlor der Euro bereits leicht im Handel, er pendelte um die Marke von 1,41 Dollar.

Bei dem Treffen der europäischen Staats- und Regierungschef in Brüssel wird Portugal wohl eines der Hauptthemen sein. Sócrates muss dort das portugiesische Drama erklären - allerdings verfügt er längst nicht mehr über die politische Autorität, grundlegende Entscheidungen zu treffen.

Brot und Wasser

Dabei garantierte er seinen EU-Kollegen stets einen harten Reformkurs. Das Haushaltsdefizit konnte er von 9,4 Prozent im Jahr 2009 auf rund 7,3 Prozent im vergangenen Jahr drücken. Entsprechend reagierte Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag im Bundestag: Es sei "bedauerlich", dass der Premier keine parlamentarische Mehrheit für seinen "konsequenten Konsolidierungs- und Reformweg" bekommen habe. Sie wolle ihre "Hochachtung" für Sócrates ausdrücken.

Doch neben dem Sparplan der Regierung stellt sich auch immer die Frage: Wie soll sich Portugal erholen ohne Wirtschaftswachstum? "Das ist bereits die zweite Regierung, die Opfer des Sanierungsprogramms der EU wird, das ist kein gutes Zeichen", sagte ein Diplomat der Europäischen Union der Nachrichtenagentur dpa in Brüssel.


Und wer soll die Portugiesen aus dieser politischen Krise führen? Sócrates hat bereits jetzt angekündigt, bei Neuwahlen wieder für die Sozialisten antreten zu wollen. Doch bessere Chancen auf den Posten des Ministerpräsidenten hätte wohl Oppositionschef Pedro Passos Coelho. In den Umfragen liegt seine konservative PSD vorn. Auch sie hatte Sócrates im Parlament die Zustimmung verweigert, Passos Coelho schimpfte: "Man kann einem Land nicht Brot und Wasser verordnen." Mehrmals hat er erklärt, den Rettungsschirm für Portugal akzeptieren zu wollen. Er spekuliert vermutlich auch darauf, dass die Portugiesen die Schuld dafür in Sócrates' Amtszeit suchen würden.

Unklar ist, wie die Zeit bis zu den Neuwahlen überbrückt wird. Sócrates könnte kommissarisch im Amt bleiben oder an einen Parteikollegen abgeben. Führende Sozialisten hatten den Premier laut der Zeitung "Diario de Noticias" am Dienstag offenbar gedrängt, die Amtsgeschäfte an Parlamentspräsident Jaime Gama zu übergeben. Doch noch ist es nicht so weit. Am Freitag will sich Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva mit allen Parteien zu Gesprächen treffen und über das weitere Vorgehen beraten.

Opposition feiert Brüderles Wahlkampfpatzer

Opposition feiert Brüderles Wahlkampfpatzer


Wirtschaftsminister Brüderle: "Uns Wahlkampfmanöver vorzuwerfen, ist absurd"
 Peinlicher Patzer oder Protokollfehler? Der Opposition ist es egal: Für SPD, Grüne und Linke ist Rainer Brüderles vermeintliche Wahlkampf-Beichte zur Atomwende eine Steilvorlage. Sie attackieren den Wirtschaftsminister scharf - und auch in der Union wird Unmut über den FDP-Mann laut.



Berlin/Hamburg - Da mag der Wirtschaftsminister noch so inständig dementieren - für die Opposition ist nach der Protokoll-Affäre von Rainer Brüderle die Sache klar: Die Koalition hat sich aus Sicht von SPD, Grünen und Linken in der Atomfrage endgültig als unglaubwürdig erwiesen. Entsprechend hart attackieren Spitzenvertreter der Parteien die schwarz-gelbe Regierung. Und selbst aus der Union gibt es inzwischen Kritik.


Brüderle hatte laut dem SPIEGEL ONLINE vorliegenden Protokoll (siehe unten) des Treffens am 14. März gegenüber Wirtschaftsvertretern deutlich gemacht, das Atom-Moratorium der Koalition sei wahltaktisch motiviert. Der FDP-Politiker wies die Vorwürfe am Donnerstag im Bundestag zurück. Die Sicherheit der Kernkraftwerke habe für die schwarz-gelbe Regierung absolute Priorität. "Uns Wahlkampfmanöver vorzuwerfen, ist absurd", sagte er. Der Bundesverband der Industrie (BDI), vor dessen Führungsmitgliedern sich Brüderle vor zehn Tagen geäußert hatte, spricht von einem Protokollfehler. BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf sagte: "Die Äußerung des Bundeswirtschaftsministers ist falsch wiedergegeben worden."


Das will die Opposition nicht gelten lassen. SPD-Chef Gabriel sagte SPIEGEL ONLINE: "Narrenmund tut Wahrheit kund." Brüderle bereite "Merkels 360-Grad-Atomwende vor. Er ist die letzte Hoffnung der deutschen Atomlobby", so Gabriel. "Die können einem fast leid tun", fügte er hinzu. Thomas Oppermann, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, sagte: "Brüderle hat sich offensichtlich schlicht verplappert und wird zum Störfall für den Wahlkampf." Er fügte hinzu: "Nichts ist so schön wie die Wahrheit."

Grünen-Chef Özdemir: "Überforderter Wirtschaftsminister"

Auch die Grünen werfen der Koalition Unglaubwürdigkeit vor. Parteichef Cem Özdemir sagte SPIEGEL ONLINE: "Dem überforderten Wirtschaftsminister ist beim Gespräch mit seinen atomenergiebegeisterten Freunden vom BDI die Düse gegangen." Özdemir sagte weiter: "Es wäre auch erstaunlich gewesen, "wenn die vorgebliche 180-Grad-Kehrtwende von Schwarz-Gelb in der Atompolitik gleich konsensual und konzertant binnen einer Nacht, ohne jede parteiinterne Diskussion vonstatten gegangen wäre".

Linke-Chef Klaus Ernst forderte von Merkel Klartext, ob das Atom-Moratorium nur ein Wahlkampfmanöver ist. "Brüderle hat die Katze aus dem Sack gelassen. Das Atommoratorium war ein betrügerisches Wahlkampfmanöver von Schwarz-Gelb." Er sagte weiter: "Es gibt jetzt nur zwei Möglichkeiten: Entweder Merkel entlässt Brüderle, oder sie gibt ihm Rückendeckung und stellt sich als bekennende Betrügerin den Wählern."

Kritik an Brüderle äußerte auch ein Vertreter der Union. CSU-Umweltexperte Josef Göppel sagte: "Rainer Brüderle untergräbt die Glaubwürdigkeit der gesamten Bundesregierung." Er habe "große Sorge, dass damit am Sonntag noch viele Wähler gegen die CDU mobilisiert werden." Brüderles Dementi sei für ihn keine Entlastung, sagte Göppel. "Für mich war das keine Richtigstellung." Der Wirtschaftsminister sei "von seiner These nicht abgewichen, sondern hat nur gesagt, er sei falsch wiedergegeben worden".


In Regierungskreisen wird kaum daran gezweifelt, dass sich Brüderle sinngemäß so geäußert haben könnte. Der SPIEGEL hatte bereits darüber berichtet, dass er die Atomreaktion der Deutschen für hysterisch hält.


Auch in der Bundestagsdebatte am Donnerstag war die Protokoll-Affäre von Brüderle Thema. Vertreter der Opposition griffen den Wirtschaftsminister und die schwarz-gelbe Koalition scharf an.

In Umfragen hat das Atom-Moratorium Schwarz-Gelb bisher nicht genutzt. Vor der Landtagswahl am Sonntag in Baden-Württemberg kommen Grüne und SPD in einer neuen Umfrage auf 48 Prozent und liegen damit deutlich vor Union und FDP. Nach der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage für "stern.de" und RTL erreichen die Grünen und die SPD jeweils 24 Prozent. Die CDU (38 Prozent) und die FDP (5 Prozent) erreichen zusammen nur 43 Prozent. 

Wilder Wuschel-Alarm beim Topmodel

Wilder Wuschel-Alarm beim Topmodel

Vor der Kamera ist Heidi Klum vom Haaransatz bis zu den Zehenspitzen perfekt gestylt. Alles sieht sexy aus, jede Haarsträhne liegt, jedes Lächeln sitzt. Privat mag es das Topmodel aber eher leger - und gern auch mal völlig unfrisiert.

So kennt man das Supermodel gar nicht: Im viel zu großen Oberteil in Oma-Farben und mit Gruselmotiv-Schal sieht Heidi nicht gerade top aus!

Heidi Klum (37) mal ganz anders - sie präsentiert ihren unkomplizierten Wuschel-Look. Die langen blonden Haare sind ausnahmsweise nicht geglättet oder hochgesteckt, sondern werden nur mit einem Haarreif leicht gebändigt. Sie muss ja auch nicht immer aussehen, als würde sie frisch vom Friseur kommen. Aber dieser Wuschel-Auftritt in Kombination mit dem eigenwilligen Outfit? So einen Fehlgriff hat man bei Supermodel Heidi noch nie gesehen. Die große Sonnenbrille verbirgt zwar die ungeschminkten Augen, aber leider nicht den Rest.

Über das karierte, sackförmige Poncho-Oberteil lässt sich ja noch streiten - es verdeckt immerhin alle möglichen Speckansätze, und frau muss schließlich nicht auch noch an ihrem freien Tag den Bauch einziehen. Aber was hat sich Heidi Klum nur bei dem - ebenfalls karierten - Schal gedacht? Mit dem aufgestickten XXL-Totenkopf sieht er eher aus wie das Überbleibsel einer Grusel-Verkleidung für Halloween. Ob Heidis Kindern Leni (6), Henry (5), Johan (4) und Lou (1) der Knochenschädel auf Mamas Dekolleté gefällt?

Nicht nur bei ihrem Outfit hat das Supermodel gerade kein gutes Händchen, auch bei der TV-Karriere läuft es nicht rund. Heidis neue Show "Seriously Funny Kids", die erst im Februar in den USA anlief, enttäuscht das Publikum. Heidi Klum, die als Moderatorin und Produzentin fungiert, wird vorgeworfen, sich zu sehr über die kindliche Naivität ihrer kleinen Gäste lustig zu machen. Die Folge: zu wenige Zuschauer. Der Sender nahm die Show schon aus der Prime Time.

Aber auch in seinem Heimatland hat das deutsche Übermodel zu kämpfen. Die sechste Staffel von "Germany´s Next Topmodel" kann bislang nicht an die Erfolge der vorigen Staffeln anknüpfen, die Zuschauerzahl schwindet langsam. Heidi Klum, die man nicht nur als rheinische Frohnatur, sondern auch als clevere Geschäftsfrau kennt, hat aber immer noch ein Eisen im Feuer. Ab Juli flimmert die Frau des Schmusesängers Seal (48) in den USA erneut mit ihrer Modeshow "Project Runway" über den Bildschirm. Dann voraussichtlich wieder zur Prime Time und mit vielleicht mehr Glück - eines ihrer drei Formate wird ja wohl erfolgreich sein!

Mister Selbstbewusstsein

Mister Selbstbewusstsein

Nationalmannschafts-Manager Bierhoff: "Tolles, loyales Team"

Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff scheint endlich beim DFB angekommen zu sein. Auch weil der Verband seine Verdienste zu würdigen beginnt. Selbst mit seinem alten Rivalen Sammer will Bierhoff weiterarbeiten.

Mesut Özil ist wirklich kein Typ für große Sprüche. Der Nationalspieler ist mit 22 Jahren schon eine feste Größe beim Königlichen Club in Madrid, die spanische Presse überbietet sich seit Monaten mit Lobeshymnen auf den jungen Deutschen, aus der DFB-Elf ist er ohnehin nicht wegzudenken. Doch Özil ist auch vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan (Samstag 20 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) seiner Art treu geblieben. Artig preist er seine Real-Mitspieler Cristiano Ronaldo und Karim Benzema, wohlerzogen bescheinigt er den deutschen Offensivkräften Mario Gomez und Miroslav Klose, dass "sie beide Weltklasse sind", und selbst für die höchstens zweitklassigen Kasachen hat er ein braves Kompliment übrig.

Selbstlob - so etwas kommt Özil nicht über die Lippen. Wie ihm ohnehin nicht viel über die Lippen kommt. Das Reden überlässt er bei der DFB-Pressekonferenz in Mainz lieber dem Nationalelf-Manager Oliver Bierhoff. Der kann das besser als der Mittelfeldstar des Teams und tut dies auch deutlich lieber. Bierhoff nutzte die Gelegenheit weidlich aus zu einer Rundreise durch alle derzeitigen Reizthemen im Fußball.


"Mesut Özil hat den Verein gefunden, der zu ihm passt", übernimmt Bierhoff zunächst einmal den Part, die Leistung des jungen deutschen Spielgestalters zu würdigen. Özil sei der lebende Beweis gegen das "Vorurteil, dass junge Spieler nicht zu früh ins Ausland wechseln sollten". Schließlich sei es für die Talente aus Brasilien, aus Argentinien oder aus Afrika das Normalste der Welt, schon in jungen Jahren nach Europa zu gehen, um sich dort fußballerisch zu vervollkommnen.

Trainermarkt "wird sich wieder beruhigen"

Dass Özil anders als andere WM-Fahrer, die nach dem Turnier einen Durchhänger hatten, zuletzt so aufgetrumpft habe, liege sicher auch an der Klasse des Madrider Kaders, so der 42-Jährige: "Da hat jeder Spieler auch mal die Möglichkeit, durchzuschnaufen."

Durchschnaufen - das war in der Bundesliga zuletzt nicht wirklich möglich. Die Aufgeregtheiten auf dem Trainermarkt hat Bierhoff interessiert beobachtet, einen echten Trend will er dabei aber nicht abgelesen haben. So gab er sich überzeugt, dass sich das Thema in der kommenden Saison wieder beruhigen werde: "Die Trainer, die jetzt gewechselt sind, verfolgen ja auch jeweils eine gewisse Philosophie und werden den Verein dabei mitnehmen". Schließlich sei zuletzt auch manche Beziehung zwischen Trainer und Verein nicht am Sportlichen, sondern "an atmosphärischen Störungen" zerbrochen.

Beim Deutschen Fußball-Bund dagegen versteht man sich derzeit offenbar so gut wie lange nicht - so deutet zumindest Bierhoff seine ebenso frühzeitige wie geräuschlose Vertragsverlängerung bis 2014. Der Manager hatte ebenso wie Bundestrainer Joachim Löw und dessen Assistenten Hans-Dieter Flick und Andreas Köpke in der Vorwoche bis nach der WM in Brasilien in drei Jahren unterschrieben und die Öffentlichkeit damit komplett überrascht.

Verlängerung mit Sammer nennt Bierhoff "sinnvoll"

Auch für den Manager selbst sei das unerwartet gekommen, Löw und er seien mit dem Vertrag bis 2012 eigentlich zufrieden gewesen. Als der DFB wegen 2014 anfragte, habe er jedoch relativ schnell umgedacht: "Im Moment spricht alles für den Job: Wir haben ein loyales tolles Team, die Unstimmigkeiten mit dem Verband sind verschwunden, wir haben noch große Ziele."

Derart generös gestimmt kann sich Bierhoff sogar vorstellen, auch mit seinem alten DFB-Rivalen, Sportdirektor Matthias Sammer, noch ein paar Jahre zusammenzuarbeiten. Die Überlegungen beim DFB, mit Sammer bis 2016 zu verlängern, nannte er "sinnvoll". Man habe das gegenseitige Verhältnis, das in den vergangenen Jahren von Kompetenzstreitigkeiten geprägt war, geklärt: "Wir sind ja häufig aneinander gerasselt, aber das war auch zu Profizeiten schon nicht anders."


Da spricht einer, der mit sich und seinem Job im reinen scheint wie lange nicht. Bierhoff und der DFB - das war lange Zeit eine Beziehung voller Missverständnisse, voller Fremdheiten. Der Verband und der Manager, das wollte emotional nicht zusammengehen. Aber seit den Erfolgen bei der WM in Südafrika, seit die Verantwortlichen die Zuständigkeiten der Nationalmannschaft innerhalb und außerhalb des Verbandes klar definiert haben, hat sich das geändert. Beim DFB hat man lange genug gebraucht, um die Verdienste des Managers anzuerkennen.


Bierhoff ist derjenige, der sich bei der Nationalmannschaft mit seinen Äußerungen am weitesten vorwagen darf. So ist es auch der Manager, der die kommende Aufgabe gegen die wackeren Kasachen ins rechte Licht rückt. Während Özil sagt, "unser Gegner hat nichts zu verlieren, das wird ein sehr wichtiges Spiel für uns", setzt sich Bierhoff hin und eröffnet sein Statement mit dem Satz: "Kasachstan ist natürlich nicht gerade die große Hausnummer." Man rechne "selbstverständlich am Samstag mit drei Punkten" und werde sich im Vorfeld "nicht übertrieben viel mit dem Gegner beschäftigen". Bierhoff ist der Mann für die "Mia san mia"-Mentalität der Nationalmannschaft.

Man kann diese Haltung arrogant nennen. Vielleicht ist der Mann aber einfach nur selbstbewusst. Im Moment kann er es sich erlauben. 

Brüderle begründet AKW-Notstopp mit Wahlkampf

Brüderle begründet AKW-Notstopp mit Wahlkampf

Kanzlerin Merkel, Wirtschaftsminister Brüderle: "Entscheidungen nicht immer rational"
Angela Merkels Koalition muss wegen ihres AKW-Moratoriums heftige Kritik einstecken - nun auch das noch: Wirtschaftsminister Brüderle hat laut "Süddeutscher Zeitung" vor Spitzenmanagern unverblümt eingeräumt: Schwarz-Gelb nimmt die Meiler vor allem wegen der anstehenden Landtagswahlen vom Netz.

München - Den Eindruck, die dreimonatige Atom-Zwangspause hänge mit den anstehenden Landtagswahlen zusammen, wollte die schwarz-gelbe Koalition eigentlich vermeiden. Nun fährt ausgerechnet ein prominentes FDP-Kabinettsmitglied der Kanzlerin in die Parade: Rainer Brüderle, erklärter Freund der Kernkraft. Der Wirtschaftsminister hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ") vor einer Runde führender Wirtschaftsvertreter das Kernkraft-Moratorium mit den anstehenden Landtagswahlen begründet. Der Minister hatte vor etwa 40 Mitgliedern des Bundesverbands der Deutschen Industrie über die AKW-Pause gesprochen. Das Protokoll des Treffens liegt der "SZ" nach eigenen Angaben vor.

Brüderle hat demnach am 14. März als Gast an einer Sitzung von Vorstand und Präsidium teilgenommen, bei der Dutzende Manager aus Deutschlands Industrie zugegen waren - darunter die Vorstandschefs der Energiekonzerne RWE und Eon, Jürgen Großmann und Johannes Teyssen. Beide Konzerne betreiben Atomkraftwerke.


Während der Sitzung sei die Meldung hereingereicht worden, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach der Katastrophe im japanischen Kernkraftwerk Fukushima die Laufzeiten für deutsche Atommeiler per Moratorium aussetzen wolle. Schwarz-Gelb hatte die Laufzeiten für die 17 AKW in Deutschland erst im Herbst 2010 verlängert.

Der BDI-Präsident habe daraufhin von Minister Brüderle wissen wollen, was es damit auf sich habe. Laut Sitzungsprotokoll bestätigte Brüderle das Moratorium - und wies anschließend darauf hin, "dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien", schreibt die "SZ".

Laut Protokoll habe Brüderle betont, ein Befürworter der Kernenergie zu sein, auch mit Rücksicht auf Branchen, die besonders viel Energie verbrauchten. Es könne daher keinen Weg geben, der diese Branchen "in ihrer Existenz gefährde". Im Wirtschaftsministerium habe es zu Brüderles Aussagen geheißen, der Minister habe vor allem mit dem Tempo der Kehrtwende Probleme gehabt, berichtet die "SZ" weiter.

Schicksalswahl im Südwesten

Anscheinend kommt das von der Kanzlerin verhängte Moratorium beim Wahlvolk ohnehin nicht sonderlich glaubwürdig herüber. Merkel und die von ihr geführte Union müssen kurz vor dem wichtigen Wahlsonntag am 27. März deutliche Einbußen in Umfragen verkraften. Im Forsa-Wahltrend des "Stern" liegen Rot-Grün bundesweit mit 45 Prozent 7 Punkte vor Schwarz-Gelb (38 Prozent).

Die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland hatte wegen der Reaktor-Katastrophe in Japan Aufwind bekommen: In den vergangenen Wochen waren Zehntausende Menschen gegen die Nutzung von Kernkraft auf die Straße gegangen. Zu neuen Demonstrationen gegen die schwarz-gelbe Atompolitik werden am Samstag in Berlin, Hamburg, München und Köln rund 100.000 Menschen erwartet.

"Merkel klar beschädigt"

Forsa-Chef Manfred Güllner sagte, der Union habe das Atom-Moratorium klar geschadet. Deren Stammwähler, die eher zu den Atom-Befürwortern zählten, seien über die abrupte Kehrtwende irritiert. "Sie sagen, in Deutschland habe sich doch nichts geändert." Auch Merkels Image hat gelitten. Nur noch jeder Zweite schätze sie als glaubwürdig ein - vor anderthalb Jahren waren es noch 68 Prozent.

Fast drei Viertel (71 Prozent) der Befragten halten den Meinungsforschern zufolge das dreimonatige Abschalten der sieben ältesten deutschen Atommeiler für reine Wahltaktik. Das Bekanntwerden von Brüderles Haltung vor dem BDI könnte diesen Eindruck beim Wähler nun noch verstärken.


In der Union herrscht über die Frage der Laufzeiten keineswegs Einigkeit. Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) zum Beispiel will die sieben Meiler endgültig aus dem Verkehr ziehen. "Es würde uns als politisches Signal gut tun, wenn die älteren Reaktoren nicht wieder ans Netz gehen", sagte er dem "Stern". Unterstützung erhielt Söder vom saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU), der von einer Zäsur sprach.

Merkel bekräftigte am Mittwoch ihre Devise vom "Ausstieg mit Augenmaß". "Furcht ist kein guter Ratgeber", sagte die Kanzlerin bei einer Wahlkampfveranstaltung. Es müsse darauf geachtet werden, dass Strom in Deutschland bezahlbar bleibe und dass keine Arbeitsplätze verloren gingen.

Dienstag, 22. März 2011

Darf ich jetzt noch Sushi essen?

Darf ich jetzt noch Sushi essen?

Fischhändler in Tokio: Achtung bei der Endziffer 61
Soja-Soße, Grüntee, Sushi: Deutsche Verbraucher lieben japanisches Essen. Doch nach dem Atomunglück von Fukushima ist die Verunsicherung groß. Wovor muss man wirklich Angst haben - und was ist unbedenklich?

Hamburg - So schnell kann es gehen: Noch vor wenigen Wochen wähnte sich die deutsche Fischindustrie auf der Gewinnerseite. Damals machte der Dioxin-Skandal den Verbrauchern Angst vor Eiern und Fleisch. "Da haben plötzlich alle Fisch gegessen", sagt Matthias Keller vom Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels.

Nun aber sind es nicht mehr Fleischproduzenten oder Hühnerbauern, die skeptische Fragen gestellt bekommen - sondern Fischhändler. Schließlich liegt das japanische Unglückskraftwerk Fukushima direkt am Meer. Der Bundesverband Fischindustrie hat deshalb in der vergangenen Woche angekündigt, seine Eigenkontrollen zu verschärfen. "Wir haben veranlasst, dass bereits bei der Anladung Proben gezogen und analysiert werden", sagt Keller. Sollten sich in einer Region erhöhte Strahlenwerte zeigen, würden in Deutschland weitere Untersuchungen folgen.



Mag Fukushima rund 9000 Kilometer entfernt sein: Die Deutschen sind beunruhigt, das merkt auch Silke Schwartau. Die Ernährungsexpertin bei der Hamburger Verbraucherzentrale bekommt zurzeit zahlreiche Anfragen besorgter Bürger. "Am meisten fragen sie nach Grünem Tee, weil dort die Ernte bevorsteht", berichtet Schwartau. Auf die Frage, ob man sich hierzulande Sorgen machen müsse, hat sie eine klare Antwort: "Kurzfristig kann man Entwarnung geben, langfristig auf keinen Fall."

Drei Fakten sprechen dafür, dass das Unglück vorerst kaum Folgen für deutsche Konsumenten haben wird. Zunächst exportiert Japan generell nur wenig Lebensmittel. So kamen 2010 laut Verbraucherschutzministerium nur 60 von insgesamt 913.000 Tonnen importierten Fisches aus Japan. Insgesamt hat das Land nur einen Anteil von 0,1 Prozent an den deutschen Lebensmitteleinfuhren.

Sojasoße ist noch ein Jahr unbedenklich

Zum zweiten können möglicherweise belastete Produkte in dem meisten Fällen noch gar nicht nach Deutschland gelangt sein. So wird der Seelachs, der in der Meeresregion um Japan gefangen wird, zunächst an Bord zu sogenannten Filetblöcken verarbeitet und erst nach rund einem Monat an Land gebracht. "Fisch aus dieser Meeresregion wird frühestens in drei Monaten in den Handel gelangen", sagt Keller. Zeitliche Gründe sprechen vorerst auch gegen eine Belastung von Gewürzsoßen, die mit einer jährlichen Einfuhrmenge von gut 1500 Tonnen der wichtigste Import nach Deutschland sind. "Sojasoße reift in Fässern, sie ist noch mindestens ein Jahr lang unbedenklich", beruhigt Schwartau.

Gegen allzu große Sorgen spricht noch ein dritter Umstand: Selbst typisch japanische Lebensmittel stammen in vielen Fällen gar nicht aus dem Land. In Deutschland gekaufte Shiitake-Pilze etwa kommen fast ausschließlich aus deutschen Gewächshäusern, in Deutschland serviertes Sushi fast nie aus dem Nordpazifik. Fische aus dieser Meeresregion um Japan können Verbraucher im Supermarkt erkennen: Sie sind auf der Packung durch eine Nummer der Welternährungsorganisation (FAO) mit der Endziffer 61 gekennzeichnet.

Was aber gilt für Fische, die tatsächlich aus der Umgebung von Japan kommen - und erst nach dem Reaktorunglück gefangen wurden? Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander. "Wir gehen immer noch davon aus, dass es bei Fisch keine Belastung geben wird", sagt Ulrich Rieth vom Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut, das in Deutschland die Radioaktivität von Fischen überwacht.

Rieth verweist auf die berüchtigte irische Atomanlage Sellafield, wo über rund 20 Jahre radioaktiv belastetes Spülwasser ins Meer geleitet wurde. Dennoch seien bei Fischen aus der Region nur Werte von maximal zehn Bequerel pro Kilogramm gemessen worden - in Deutschland gilt bei Lebensmitteln generell ein Limit von 600 Becquerel. "Da bestehen keinerlei Bedenken", sagt Rieth. "Gleiches würde ich auch für Japan erwarten."

Damals Wildschweine, heute Raubfische?

Doch es gibt auch andere Stimmen. "Nie wieder Sushi", sagte der Strahlenbiologe Edmund Lengfelder der "Frankfurter Rundschau". Seiner Ansicht nach könnte der Verzehr von Fisch aus Japan künftig nur noch nach aufwändigen Kontrollen vertretbar sein. Lengfelder bezieht sich auf die Erfahrungen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986, deren krebskranke Opfer er bis heute betreut. Die Folgen des radioaktiven Fallouts lassen sich noch heute in belasteten Pilzen nachweisen, die etwa in Bayern an der Grenze zu Tschechien wachsen. Die Belastung wird an Wildtiere weitergeben, die aus dem Pilz Cäsium 137 aufnehmen. Als in Baden-Württemberg vor drei Jahren 240 erlegte Wildschweine untersucht wurden, war fast ein Fünftel von ihnen mit mehr als 600 Becquerel pro Kilogramm belastet.

Eine ähnliche Weitergabe von Strahlung fürchtet Verbraucherschützerin Schwartau nun auch im Meer. "Wir wissen, dass sich die Strahlung in der Nahrungskette anreichert. Raubfische haben deshalb eine höhere Belastung." Bislang mangele es aber an Daten aus Japan, um die Bedenken zu überprüfen. "Es gibt sehr wenig Informationen."


Positiver bewertet Schwartau, dass Industrievertreter diesmal von sich aus auf verstärkte Kontrollen und Information der Kunden setzen. So informiert etwa der Teegroßhändler Gschwender seine Kunden im Internet, dass der derzeit verkaufte Grüntee noch aus der Ernte 2010 stamme. Mit Blick auf die anstehende Ernte heißt es offen, man könne "zurzeit noch nicht abschätzen", ob die eigenen Anbaugebiete betroffen seien.


"Das ist anders als nach Tschernobyl", sagt Schwartau über die Informationspolitik. Auch Wissenschaftler Rieth glaubt, dass die Warnsysteme in Deutschland heute wesentlich besser funktionieren. "Damals war völliges Chaos. Keiner wusste, wie die Werte vorher waren."

Deutsche Fisch-Esser könnte noch ein weiterer Umstand beruhigen: Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters sind die Materialschäden durch den Tsunami so schwer, dass japanische Fischer manche Sorten für mindestens ein Jahr überhaupt nicht mehr liefern können.