Montag, 20. Juni 2011

Fotos enthüllen neue Details des Kannibalen

Fotos enthüllen neue Details des Kannibalen

Die Galaxie Centaurus A ist eines der spektakulärsten Himmelsobjekte, das die Astronomen kennen
Centaurus A ist eines der spektakulärsten und besterforschten Himmelsobjekte. Doch neue Teleskop-Aufnahmen des kosmischem Kannibalen überraschen selbst Experten.

Für ihre jüngsten Aufnahmen nutzten Astronomen die fortschrittliche Wide Field Camera 3 des Hubble-Weltraumteleskops. Sie lichtete Centaurus A in nie gekannter Detailfülle ab. Mit einer Entfernung von knapp zwölf Millionen Lichtjahren ist Centaurus A die unserer Milchstraße am nächsten gelegene Riesengalaxie. Ihr Durchmesser beträgt rund 150 000 Lichtjahren, damit übertrifft sie unsere Milchstraße um das 1,5-fache. Katalogisiert wurde sie 1847 von dem berühmten britischen Astronomen John Herschel, dem sie wegen ihres einzigartigen Erscheinungsbilds aufgefallen war.

Insbesondere zeigen die in mehreren Spektralbereichen angefertigten Hubble-Bilder die dunklen Staubwolken, die den Kern der Galaxie umschlingen, in herausragender Klarheit. Dabei entsteht ein plastischer Gesamteindruck der Sterneninsel, wie er sich einem Beobachter in einem Raumschiff böte, das in einiger Entfernung an ihrer Flanke schwebt. Die spinnwebfeinen Materiegewebe werden sichtbar, weil die Hubble-Kamera auch Anteile aus dem infraroten und UV-Bereich des Spektrums registriert. Sie enthüllen Strukturen, die im sichtbaren Licht nicht zu erkennen sind, weil der Staub sie verbirgt. Für diese Wellenlängenbereiche sind die dunklen Wolken aber durchlässig. Hobbyastronomen können Centaurus A mit einem guten Fernglas erkennen, während in Amateurteleskopen bereits die Staubwolken sichtbar sind.

Centaurus A verschlingt kleine Spiralgalaxie

Frühere Aufnahmen mit erdgebundenen Teleskopen zeigen, dass die Dunkelwolken nicht nur den Kern umschließen, sondern die gesamte Galaxie durchziehen. Zugleich ließen sie große Sternentstehungsgebiete erkennen, die in der Aufnahme als rötliche Flecken erscheinen. Den Grund für die rasante Neubildung von Sternen kennen die Himmelsforscher schon länger: Centaurus A verschlingt gerade eine kleinere Spiralgalaxie, mit der sie vor 200 bis 700 Millionen Jahren kollidierte. Die Staubwolken sind die Überreste des kleineren Kollisionspartners, der in der größeren Galaxie aufging. Deren Schwerkraft verbog die Scheibe des Spiralnebels und riss auch lang gestreckte Gasfilamente aus ihm heraus. Die Schockwelle des Aufpralls schob Wolken aus Wasserstoffgas zusammen. Ihre Materie verdichtete sich, sodass schließlich die Sternentstehung zündete.

Diese Historie des galaktischen Zusammenpralls konnten Astronomen der Europäischen Südsternwarte anhand von Infrarot-Aufnahmen rekonstruieren, die sie 2009 mit dem 3,6-Meter-Spiegel des „New Technology Telescope“ anfertigten, das auf dem Berg La Silla in Chile steht. Auf den Bildern zeichnete sich eine ringförmige Struktur von etwa 16 500 Lichtjahren Durchmesser ab, die den Kern der elliptischen Sterneninsel umschlingt. Der Ring besteht aus Tausenden von Sternen und Sternhaufen, die vermutlich zum großen Teil erst durch den Verschmelzungsprozess der beiden Sterneninseln entstanden.