Sonntag, 10. April 2011

Warum die Erde nicht zur Ruhe kommt

Warum die Erde nicht zur Ruhe kommt

Ein Monitor zeigt eine Grafik des Epizentrums des juengsten schweren Nachbebens in Japan


Wieder erzitterte der Nordosten Japans. Ein schweres Nachbeben erschütterte östlich der Küstenstadt Sendai die Erde. Und es wird nicht das letzte sein.
Allein 262 Mal erzitterte die Erde in der Woche nach dem 11. März. Die Nachbeben hätten die Stärke 5 oder mehr gehabt, teilte das Meteorologische Institut in Japan mit. Nun ereignete sich am Donnerstag das bisher stärkste Nachbeben mit einer Magnitude von 7,4.

Experten des Geoforschungszentrums Potsdam (GFZ) glauben, dass noch über Monate starke Beben auftreten werden. Dabei könnten die Erschütterungen eine Magnitude von 7 oder 8 erreichen, prognostizieren sie. „Man kann von der Faustregel ausgehen, dass die stärksten Nachbeben etwa eine Stufe kleiner sind als das Hauptbeben“, sagt Jochen Zschau vom GFZ. Genaue Vorhersagen über die Stärke sind aber nicht möglich. Bedroht ist die gesamte Region, die vom Hauptbeben im März erschüttert wurde, auch Randgebiete der Krisenregion sind betroffen.

Spannungsverlagerungen auf Nachbarsegmente
Der Grund für die Nachbeben: Durch das Brechen des Gesteins werden ungeheure Kräfte frei, die zu physikalischen Veränderungen entlang der Störungszone führen.

Vor der Küste Japans stoßen die pazifische und die eurasische Platte aufeinander. Die pazifische Platte schiebt sich unter die eurasische. Das Gestein verhakt sich, sodass die eurasische Platte von der pazifischen mit nach unten gezogen wird. Wird die Spannung zu groß, bricht das Gestein, die Oberfläche reißt auf. Das geschah am 11. März 2011. Die eurasische Platte schnellte wieder nach oben. Dadurch wurden riesige Wassermassen nach oben verdrängt – es entstand ein Tsunami.

Nun bilden sich neue Verhakungen im Erdmantel, erklärt Thomas Jahr vom Institut für Geowissenschaftlen der Universität Jena. Das gesamte Spannungsmuster verändert sich. An manchen Stellen kann das Gestein dem Druck der Verhakung nicht standhalten, es entstehen neue Brüche, die als Nachbeben zu spüren sind.

Die Spannung verlagert sich zum Teil auch auf die Nachbarsegmente, die dann ebenfalls brechen können. Nach dem Dezember-Erdbeben vor Sumatra 2004 mit der Magnitude 9,1 zum Beispiel folgte 2005 das Osterbeben auf dem nach Süden angrenzenden Segment, erklärt Birger Lühr vom GFZ. Dieses hatte die Magnitude 8,7. Auch auf das Izmit-Beben in der Türkei 1999 der Magnitude 7,1 folgte auf dem im Osten anschließenden Segment das Düzce Erdbeben vom 12. November mit einer Magnitude von 7,1.

„Noch nach Jahren wird sich die Aktivität in der Region nicht völlig beruhigt haben“, sagt Zschau. Die Gefahr eines großen Nachbebens allerdings „dürfte in etwa einem Jahr vorbei sein“.