Sonntag, 17. April 2011

Wind und Wasser günstiger als Kohle und Atom

Wind und Wasser günstiger als Kohle und Atom

In Umfragen gehen die Bundesbürger immer deutlicher auf Distanz zur Atomkraft


Die Kosten der Energiewende bleiben umstritten: Während der Atomausstieg laut Regierung mehrere Milliarden Euro kostet, hält Greenpeace die Kosten für Strom aus Atomkraft und Kohle für höher als offiziell angegeben.

Nach einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace ist Strom aus Wind- und Wasserkraft schon heute günstiger als Strom aus Kohle und Atom. Würden sämtliche Kosten und milliardenschwere staatliche Förderung für konventionelle Energien berücksichtigt, koste insbesondere Atomstrom in Wirklichkeit fast doppelt so viel wie Wasserkraft und zwei Drittel mehr als Windenergie.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Steinkohle seit 1970 mit 288 Milliarden Euro gefördert wurde, Atomenergie mit 196 Milliarden und Braunkohle mit 67 Milliarden. Erneuerbare Energien werden erst seit 1990 gefördert und kommen deswegen nur auf rund 39 Milliarden Subventionen. Zudem sei die Förderung der erneuerbaren Energien laut Studie transparenter und werde explizit im Strompreis ausgewiesen. Die Förderung von Strom aus Kohle und Atomkraft sei für den Verbraucher hingegen nicht immer sichtbar.

„Die ganze Energiedebatte krankt daran, dass für Atom und Kohle die tatsächlichen gesellschaftlichen Kosten nicht ehrlich beziffert werden“, kritisierte Robert Werner, Vorstand der Energiesparte Greenpeace Energy. Die Deutsche Umwelthilfe warnte in einer Erklärung davor, die „von interessierter Seite forcierte unseriöse Kostendebatte als Handbremse gegen die Umsetzung einer umfassenden Energiewende einzusetzen“.

Subventionen für energieintensive Industrie gefordert
 
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten sich als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Japan darauf verständigt, dass Bundestag und Bundesrat bis Mitte Juni die nötigen Gesetzesänderungen für eine Abkehr von der Atomkraft beschließen sollen.

In ihrem wöchentlichen Video-Podcast sagte Merkel, für die energieintensive Industrie müsse dafür gesorgt werden, dass nicht die Arbeitsplätze dahin abwanderten, „wo man sich nicht so um Klimaschutz kümmert“. Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Michael Fuchs (CDU) forderte in der „Bild am Sonntag“ Subventionen für energieintensive Betriebe.

Warnung vor Panikmache

Laut „Bild“-Zeitung schätzen Experten von Union und FDP die Kosten eines raschen Atom-Ausstiegs auf rund 16 Milliarden Euro bis 2015. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lässt laut „Spiegel“ eine Erhöhung der Kernbrennstoffsteuer für die Konzerne prüfen.

Die Grünen warnten vor Panikmache bei der Strompreis-Entwicklung. Die „hysterische Debatte“ müsse dringend mit konkreten Zahlen versachlicht werden, forderte die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn in der „Rheinpfalz am Sonntag“. Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin sagte dem „Tagesspiegel am Sonntag“, nach Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums werde jeder Haushalt nur mit 1,50 Euro pro Monat zusätzlich belastet.