Samstag, 12. März 2011

Atomunfälle in Japan. Die radioaktive Wolke breitet sich aus.


 Erdbeben und Tsunami in Japan
  
Atomunfälle in Japan.  Die radioaktive Wolke breitet sich aus



Die Kettenreaktionen in Fukushima 1 lassen sich offenbar nicht stoppen. Die Regierung spricht von einer drohenden Kernschmelze in zwei Reaktoren – andere Quellen davon, dass der GAU schon eingetreten ist. Für Letzteres sprechen erhöhte radioaktive Werte auch abseits des Katastrophenmeilers.
Es ist eine Wettlauf gegen die Zeit: Zwei Tage nach dem Jahrhundertbeben in Japan versuchen Fachleute eine nukleare Katastrophe abzuwenden. Es scheint allerdings, als könne man nur noch darauf hinwirken, die Ausmaße zu beschränken.


Sechs Reaktoren an der Ostküste sind inzwischen ohne funktionierendes Kühlsystem. Am gefährlichsten ist die Lage weiterhin im Atomkraftwerk Fukushima 1. Dort überschreiten die Strahlenwerte inzwischen die zulässigen Höchstwerte bei weitem. Doch auch in der nordöstlichen Provinz Miyagi haben Atomexperten eine 400 Mal höhere Radioaktivität gemessen als normal. Das meldete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Betreibergesellschaft Tohoku. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, die Reaktoren in der Region seien stabil. Man gehe davon aus, dass die erhöhten Werte nicht aus den eigenen Werken stammen, sondern dass der Wind Radioaktivität aus Fukushima herübergeweht habe.

Widersprüchliche Angaben

Dort pumpen Experten seit Samstagabend ein Gemisch aus Meerwasser und Borsäure in den Reaktor Nummer 1. Auf diese Weise soll eine Kernschmelze verhindert werden, die so schlimm wie der Atomunfall 1986 in Tschernobyl sein könnte. Ähnlich dramatisch ist die Entwicklung in einem zweiten Reaktor des Kraftwerks.

Womöglich ist es für Verhinderungsmaßnahmen aber schon zu spät. Denn es ist keineswegs gesagt, dass die Kernschmelze im Block 1 des Kraftwerkes nicht schon lange vollzogen ist. Nach Angaben von Hisanori Nei von der Atomsicherheitsbehörde wird die Möglichkeit als groß angesehen, dass es in dem AKW Fukushima 1 schon vor der Explosion vom Samstag zu einer teilweisen Kernschmelze gekommen ist.

Dieses Statement widerspricht den Einlassungen der Regierung, insbesondere des japanischen Ministerpräsident Naoto Kan, wonach der Kern des Reaktorblocks 1 sogar nach der Explosion am Samstag noch intakt gewesen ist, weswegen man mit die Maßnahmen zur Verhinderung des Super-GAU ausgeweitet habe. Welche Aussage zutreffend ist, lässt sich abschließend kaum klären.

Kernschmelze in zwei Reaktoren

Inzwischen allerdings sieht auch die Regierung Anzeichen für eine Kernschmelze. Regierungssprecher Yukio Edano sagte am Sonntag in Tokio, sowohl bei Block 1 als auch bei Block 3 der Anlage bestehe die Möglichkeit, dass dieser Fall eingetreten sei. „Wir können nicht überprüfen, was sich im Innern eines Reaktors abspielt, aber wir treffen die Maßnahmen, die angesichts dieser Vermutung geboten sind“, sagte Edano.

In dem Gebiet um die beiden Atomkraftwerke in Fukushima mussten bis Sonntagmorgen rund 200 000 Menschen ihre Häuser verlassen. Mit der Evakuierung will die Regierung die Bewohner vor radioaktiver Strahlung schützen.