Montag, 21. März 2011

Lenzerheide - Riesch über Vonn: "Finde das schade"

Lenzerheide - Riesch über Vonn: "Finde das schade"

Skirennfahrerin Maria Riesch hat sich mit nur drei Punkten Vorsprung auf Lindsey Vonn den Sieg im Gesamtweltcup gesichert. Die Große Kristallkugel empfand die 26-jährige Partenkirchenerin im schweizerischen Lenzerheide als "Krönung", zeigte sich aber "enttäuscht" von ihrer amerikanischen Freundin.



War es die beste Saison ihrer Karriere?

Maria Riesch: Es war auf jeden Fall die konstanteste. Ich habe in allen Disziplinen Podiumsplätze geschafft und bis auf wenige Ausnahmen wirklich fast nur gute Rennen gehabt. Wenn man den Punktestand anschaut, kann man sagen: Es war die beste Saison.

Welche Bedeutung hat der Erfolg für Sie?

Riesch: Vom Sportlichen her ist es die Krönung des Ganzen. Natürlich ist es toll und in der Außendarstellung das Wichtigste, dass man bei Großveranstaltungen punktgenau da ist und Medaillen gewinnt. Aber sportlich gesehen über eine ganze Saison gibt es nichts Besseres als den Gesamtweltcup. Das ist wie der Weltmeister in der Formel 1, der über die ganze Saison die meisten Punkte sammelt. Dass mir das nach einigen Anläufen, wo es nicht so geklappt hat, jetzt endlich gelungen ist, macht mich sehr stolz und froh.

Jetzt sind Sie zehn Jahre im Weltcup dabei und haben fast alles erreicht. Wie würden Sie Ihre Ziele definieren?

Riesch: Das ganz große Ziel ist natürlich ein Sieg im Riesenslalom, das steht noch aus. Es gibt nicht viele, nur vier Damen, die es geschafft haben, in allen Disziplinen zu gewinnen.

Hat es Sie heute geärgert oder belastet, dass Lindsey Vonn heute nicht zu ihnen gekommen ist, um zu gratulieren?

Riesch: Das hatte mit Sicherheit auch mit der Entwicklung der letzten zwei Wochen zu tun. Es gab da ein bisschen Reibereien. Es enttäuscht mich natürlich schon irgendwo, weil ich die letzten drei Jahre oft das Nachsehen hatte und immer sportlich fair gratuliert und ihre Leistungen respektiert und akzeptiert habe. Ich hatte es schon irgendwie immer im Gespür diese Saison, wenn ich mal besser war oder wenn sie gemerkt hat, es wird eng für sie. Irgendwie hing da ein Schatten drüber und jetzt, nachdem alles vorbei ist, hat es sich bewahrheitet. Sie kommt da leider nicht so gut mit zurecht, für die Lindsey zählt halt nur der Sieg und sonst nichts. Das finde ich ein bisschen schade.

Wünschen Sie sich, dass sich die Situation rasch wieder klärt?

Riesch: Das ist jetzt natürlich schwierig, weil die Saison vorbei ist. Sie geht in die USA, und es wird da keine Möglichkeit mehr geben, sich da groß auszusprechen. Eigentlich erwarte ich mir schon von ihr, dass sie da auf mich zukommt.

Sie gehört zu den geladenen Gästen für Ihre Hochzeit. Sie denken jetzt, dass sie nicht kommt?

Riesch: Ich kann es mir jetzt nicht vorstellen, nein.

Ist eine Freundschaft nicht generell schwierig, wenn man sich an der Weltspitze duelliert?

Riesch: Natürlich ist es schwierig, aber es war die letzten Jahre immer so, dass ich das Nachsehen hatte und trotzdem hat es die Freundschaft ausgehalten, weil ich eben immer sportlich fair geblieben bin. Natürlich kann man sich ärgern, wenn man nicht dran kommt, gerade wenn es sportlich so eng ist. Ich verstehe das ja auch. Aber eigentlich hat es nichts mit der persönlichen Ebene zu tun. Es ist schwierig und wenn man halt wie die Lindsey so erfolgsverwöhnt und nur auf das Gewinnen aus ist, ist es wahrscheinlich noch schwieriger. Jeder will gewinnen, aber man muss halt auch die Leistung von jemand anders respektieren können.