Sonntag, 6. März 2011

Parasitäre Pilze mit Zombie-Effekt

Parasitäre Pilze mit Zombie-Effekt

Die Pilze der Gattung Ophiocordyceps dringen in den Körper von Ameisen ein und machen sie zu willenlosen Zombies. Forscher haben vier neue Arten dieser „Körperfresser“ im brasilianischen Regenwald entdeckt.

Der Pilz Orphyocordyceps unilateralis verwandelt in asiatischen Regelwäldern Ameisen in willenlose Zombies. Die Sporen keimen auf dem Panzer der Insekten, dann dringen die Pilzhyphen in ihr Opfer ein. Zwei Handbreit über dem Boden suchen sich die Ameisen ein Blatt an der Nordseite des Baums. An seiner Unterseite verbeißen sich an einer der großen Blattvenen. Dann sterben sie.



Es erinnert an ein Szenario aus einem Science-Fiction-Film: In den Tropen existieren parasitäre Pilze, die aus Ameisen willenlose Zombies machen. Pilzsporen gelangen durch den Wind auf den Panzer einer Tischlerameise. Dort keimen sie, die Pilzhyphen dringen in die Körper der Insekten ein und programmieren sie sozusagen um.

Die Ameise torkelt desorientiert umher, steigt aus ihrem Nest im Wipfel der Bäume hinunter und beißt sich nahe am Boden schließlich an einer Blattvene fest. Dort herrschen ideale Lebensbedingungen für den Pilz. Die Ameise stirbt. Kurze Zeit später wächst aus ihrem Kopf ein Pilzfaden. Dieser bildet einen Fruchtkörper, der wiederum Sporen freisetzen.

Komplexes Beziehungsgeflecht
Den Mechanismus hinter diesem bizarren und faszinierenden Vorgang hatte David P. Hughes von der Harvard Universität 2009 für die Art Orphycordyceps unilateralis analysiert. Wahrscheinlich existiert dieser Parasitismus bereits seit Jahrmillionen Jahren, vermuten Forscher der Universitäten Bonn, Harvard und des Smithsonian Instituts aufgrund fossiler Funde.

In der Online-Ausgabe des Fachmagazins „PLoSOne“ stellen Wissenschaftler nun vier neu entdeckte Arten des Pilzes vor. Alle neuen Arten wurden im brasilianischen Regenwald entdeckt.


Die Forscher weisen darauf hin, dass jede Pilzart sich wiederum auf eine Ameisenart spezialisiert hat. Der Vorgang, in die Ameisen einzudringen, sie zu manipulieren und schließlich zu töten, um wieder neue Fruchtkörper zu bilden, ist hochkomplex. Um eine Infektion der Ameisen zu gewährleisten, seien vielfältige Anpassungen der Pilze und die Ausbildung unterschiedlicher Sporentypen notwendig. Noch sei nicht genügend darüber bekannt, welche Auswirkungen der Rückgang der Artenvielfalt auf diese parasitäre Dynamik haben wird.